Weil er seinen Freund zum Grillen mitbrachte, wurde ein schwuler Organist in einer evangelischen Kirche in Sachsen seines Amtes enthoben – nachdem er sich um die Reparatur der Orgel gekümmert hatte.
Philipp M. war Kantor der evangelische Kreuzkirche Chemnitz-Klaffenbach. Er ist vor zwei Monaten eingesprungen, weil die Gemeinde keinen Organisten hatte. Zunächst waren „alle überglücklich, einen Kantor zu haben, der die musikalische Arbeit und Ausgestaltung des Gottesdienstes sowie die Vorbereitung und Planung neuer Konzerte endlich wieder aufnimmt“, erinnert sich der 25-Jährige auf seiner Facebook-Seite.
Es gab viel Lob, und Philipp M. wurde von der Gemeinde gut aufgenommen. Nach einem Konzert wurde er sogar zum Grillen eingeladen. Doch da machte er einen Fehler: Er nahm seinen Freund mit.
Das bemerkte der junge Mann vier Tage später: „Ich hatte ein Gespräch mit dem Pfarrer. Zuerst lobte er meine Arbeit für die Gemeinde. Dann sagte er, dass es wegen meiner Homosexualität keine Zusammenarbeit mehr geben werde.“ Als gläubiger Christ versuchte Philipp M., den Pastor sogar mit Bibelzitaten umzustimmen, wie die „Bild“-Zeitung schreibt.
Doch der Geistliche blieb hart: „Es hatte keinen Sinn“, so Philipp M. frustriert. „Die Gemeinde will die Bibel so genau wie möglich ausleben und sieht es daher als unüberbrückbaren Gegensatz an, wenn ihr Kantor selbst homosexuell ist“, fasst er das Gespräch zusammen: „Man nimmt lieber in Kauf, keinen Kantor zu haben als einen schwulen.“
Besonders enttäuscht ist der junge Organist, weil er aus seiner Homosexualität von Anfang an kein Geheimnis gemacht hat. „Ich reparierte sogar zusammen mit meinem Freund die völlig heruntergekommene und vernachlässigte Orgel“, erinnerte er sich. Drei Wochenenden investierte das Paar in das Instrument, bis es in neuem Glanz erstrahlte.
Der Pfarrer der Gemeinde gibt die homophobe Haltung seiner Gemeinde offen zu: Im Gespräch mit „Bild“ bestätigt Heiko Wetzig, dass Philipp M. nicht mehr Orgel spielen darf, weil er schwul ist. „Dies Entscheidung wurde vom Kirchenvorstand getroffen. Über Details will ich aber nicht öffentlich sprechen“, erklärte der Geistliche.
Das sei „Diskriminierung in vollendeter Form“, ärgert sich der herausgeworfene Organist auf seinem Facebook-Profil. Sein Fall zeige, „dass wir noch lange nicht über die schwärzesten Stunden menschlicher Diskriminierung durch die Kirche hinweg sind“, erklärt Philipp M. in dem sozialen Netzwerk.