Donnerstag, 18. April 2024
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Volker Beck und die ‚Hitler-Droge‘: Fall für den Presserat

"Bild"-Schlagzeile verunglimpft den Politiker - und stimmt nicht

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Die Berichterstattung der „Bild“-Zeitung über einen mutmaßlichen Drogenfund beim Grünen Bundestagsabgeordneten Volker Beck wird ein Fall für den Deutschen Presserat.

Mindestens sechs Leser haben sich über die Schlagzeile beschwert, mit der „Bild“ den Artikel auf der Titelseite ihrer bundesweiten Print-Ausgabe ankündigt. Die Boulevardzeitung titelte „Grüner mit Hitler-Droge erwischt!“, daneben ein Foto von Volker Beck.

Widerspricht „Bild“-Schlagzeile der Journalisten-Ethik?

Diese Formulierung verstoße gegen Ziffer 9 des Pressekodex, sind sich die Leser einig. Dort heißt es, es widerspreche „journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen“.

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Auf die Bezeichnung „Hitler-Droge“ für Crystal Meth, das bei Beck gefunden worden sein soll, kam die Zeitung folgendermaßen: „Crystal Meth ist kristallisiertes Methamphetamin. Dieser Wirkstoff war einst Hauptbestandteil eines der populärsten Arzneimittel Deutschlands: Pervitin – in der Nazizeit bekannt als ‚Panzerschokolade‘ (…) Hitler soll sich regelmäßig Pervitin injiziert haben“, schreibt „Bild“ im Innenteil.

Experten beweisen: Crystal Meth ist nicht die „Hitler-Droge“

Doch das stimmt nicht. Der Historiker Henrik Eberle und der emeritierte Berliner Charité-Mediziner Hans-Joachim Neumann haben für ihr Buch „War Hitler krank?“ recherchiert, welche Medikamente Hitlers Leibarzt Theodor Morell dem Diktator verabreichte.

Überraschende Erkenntnis: Zwar sind 82 teils skurrile Medikamente überliefert, die Hitler während seiner Herrschaft einnahm. Doch Morell notierte nur ein einziges Mal die Verabreichung von Pervitin. Eberle und Neumann machen gegenüber dem „Spiegel“ klar: „Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Hitler seine täglichen Lagebesprechungen nur noch abhalten konnte, weil er unter Pervitin stand.“

Nicht nur deshalb sorgte die Schlagzeile über die „Hitler-Droge“ Crystal Meth auch in Sozialen Medien für Empörung. Sogar Mathias Döpfner, Vorstandschef des Axel-Springer-Verlages, wurde gefragt, was er von der Titelseite halte. Sein Kommentar auf Bilanz-Pressekonferenz des Verlags: „Es ist so: Wenn man große Schlagzeilen macht, dann gibt es gelungene und weniger gelungene. Das gehört zum Tagesgeschäft“.

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