Freitag, 19. April 2024
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Ukraine: Auch Song-Contest-Gewinnerin Jamala unterstützt LGBT-Marsch

Sicherheit der Demonstration müsse garantiert werden, fordert die Sängerin

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Am Sonntag soll in Kiew der „Marsch für Gleichberechtigung“ stattfinden, die (fast) alljährliche Lesben- und Schwulenparade in der ukrainischen Hauptstadt. Neonazi-Gruppen haben angekündigt, die Demonstration zu einem „Blutbad“ zu machen. Zahlreiche Prominente, unter ihnen Song-Contest-Gewinnerin Jamala, fordern nun in einem Offenen Brief von Bürgermeister Vitali Klitschko, den Marsch und seine Sicherheit zu garantieren.

Auch ohne Marsch verprügelten Neonazis Lesben und Schwule

Die Beziehung zwischen Klitschko und den Veranstaltern des „Marsches für Gleichberechtigung“ ist wechselhaft: In den letzten beiden Jahren hatte der Bürgermeister von Kiew die Aktivisten gebeten, die Demonstration aus Sicherheitsgründen abzusagen. Was im Jahr 2014 auch geschah – woraufhin Neonazis an zwei Abenden hintereinander einen Schwulenclub überfielen.

Im letzten Jahr beharrten die Veranstalter, auch mit Unterstützung des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, auf dem Marsch. Dieser konnte unter massivem Polizeiaufgebot stattfinden. Trotzdem gelang des Neonazis, Polizisten und Teilnehmer anzugreifen. Einige Polizisten wurden dabei vom rechten Mob ernsthaft verletzt.

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Stadtverwaltung unterstützt „Marsch für Gleichberechtigung“ in Kiew

Dieses Jahr ist alles ein wenig anders – zumindest bei der Stadtverwaltung von Kiew: Diese hat die Demonstration mittlerweile genehmigt und massive Polizeipräsenz versprochen. Bis zu 6.000 Polizisten sollen den Marsch am Sonntag schützen. Dieses Jahr werden auch zahlreiche internationale Politiker wie Sophie in ‚t Veld, Vizepräsidentin der LGBT-Intergroup im Europaparlament, teilnehmen.

Denn die Neonazis haben ihren Protest gegen den „Marsch für Gleichberechtigung“ übrigens nicht aufgegeben – im Gegenteil: Der „Rechte Sektor“, eine der größten rechtsextremen Gruppierungen der Ukraine, und andere Gruppen haben dazu aufgerufen, den Marsch durch ihre Präsenz zu verhindern.

Neonazis drohen mit Blutbad, Politik will Gewalt um jeden Preis vermeiden

Artem Skoropadsky, ein Sprecher des „Rechten Sektors“, warnte auf Facebook vor einem Blutbad beim „Marsch für Gleichberechtigung“ in Kiew. Man werde heutzutage gezwungen „mit LGBT-Demonstrationen und Festivals übereinzustimmen und damit unter Sündern zu sein und diese zu beschützen“, teilte er einen Aufruf der „Vereinigung ukrainischer Nationalisten“ zur Verhinderung des Marsches.

Doch das möchte die ukrainische Politik um jeden Preis verhindern: Denn nach dem Sieg von Jamala wird im nächsten Jahr der Eurovision Song Contest in der Ukraine stattfinden – und da kommen Schlagzeilen über verprügelte Schwule denkbar ungelegen. Im Rennen um den Austragungsort sind derzeit neben der Hauptstadt Kiew auch noch Lwiw (Lemberg) im Westen des Landes.

Es geht um das Image als Austragungsort des Eurovision Song Contest

Dort musste im März ein LGBT-Festival mit Filmvorführungen und öffentlichen Diskussionen abgebrochen werden, nachdem eine Gruppe Neonazis den Veranstaltungsort umringt hatten. Die Polizei von Lwiw kam eine Stunde, nachdem sie gerufen wurde – mit einem einzigen Wagen. Und während die Gegendemonstranten Todesdrohungen skandierten, wurden die Teilnehmer des Festivals mit einem Bus aus der Gefahrenzone gebracht.

Um ähnliche Bilder beim „Marsch für Gleichberechtigung“ in der Hauptstadt Kiew zu verhindern, haben unzählige Prominente nun Bürgermeister Vitali Klitschko aufgefordert, mit den Organisatoren des Marsches zusammenzuarbeiten und die Sicherheit der Veranstaltung zu garantieren. Der Brief wurde von der ukrainischen Sektion von Amnesty International veröffentlicht.

Wie die ESC-Fanseite „Wiwiblogs“ berichtet, gehört auch Song-Contest-Gewinnerin Jamala zu den Unterzeichnerinnen des Offenen Briefs. Darin wird Bürgermeister Klitschko auch aufgefordert, die homophoben Hassparolen der Marsch-Gegner zu verurteilen und das Recht der Paradenteilnehmer auf freie Meinungsäußerung öffentlich zu bestätigen.

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