[Video] Istanbul: Gummigeschosse und Tränengas gegen LGBT-Aktivisten

Parade wurde zum zweiten Mal in Folge von den Behörden verboten

In einem Chaos endete am Sonntag der Versuch, in Istanbul eine LGBT-Parade abzuhalten. Die Polizei schoss mit Gummigeschossen und Tränengas auf die Demonstranten.

Sicherheitsbedenken als Grund für das Verbot

Die Behörden hatten den Marsch zuvor verboten: Offiziell aus Sicherheitsgründen nach dem Attentat von Orlando. Rechte Gruppen haben die Aktivisten wiederholt gewarnt, auch in der Türkei ein Massaker wie in Florida veranstalten zu wollen.

Doch schon im Vorjahr hat die von der Erdogan-Partei AKP kontrollierte Stadtverwaltung den Marsch unter einem anderen Vorwand nicht genehmigt. So haben die Organisatoren der Parade auch dieses Jahr das Verbot als „eklatante Verletzung der Verfassung und des Gesetzes“ kritisiert.

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50 Aktivisten gegen 300 Polizisten im Kampfanzug

Trotzdem haben sich etwa 50 Aktivisten versammelt, um trotz des Verbots für die Rechte sexueller Minderheiten auf die Straße zu gehen. Ihnen gegenüber standen 300 Polizisten in Kampfausrüstung und ein Wasserwerfer. Den Taksim-Platz, an dem die Veranstaltung starten sollte, haben die Polizisten mit Gittern abgesperrt.

Eine Aktivistin wollte zunächst die Presseaussendung des Istanbul Pride verlesen. Doch ein Polizist schlug ihr das Mikrofon aus der Hand. Mehrere lokale Politiker bemühten sich, die aufgeheizte Atmosphäre zu beruhigen – ohne Erfolg.

Polizei schoss mit Gummi und Tränengas

Nach einem Gemenge hat die Polizei begonnen, die Demonstranten mit Gummigeschoßen und Tränengas zu beschießen – wie auch im letzten Jahr. „Das ist eine Fortsetzung der Geschichte, die im letzten Jahr angefangen hat, als die Polizei LGBT-Aktivisten attackiert hat“, ärgert sich Ömer Akpinar, einer der Organisatoren, gegenüber der britischen Zeitung „Independent“: „Die Polizei hat gewartet, bis die Leute zusammengekommen waren, dann hat sie Tränengas verwendet.“

Einige Aktivisten flüchteten in Cafés. Videos zeigen, dass die Polizei auch im Inneren Tränengas einsetzt. Die Geschäfte wurden später aufgefordert zu schließen.

Auch Journalisten wurden attackiert

Nach Informationen des deutschen Portals „queer.de“ wurden bei dem Einsatz der Polizei elf Aktivisten vorübergehend festgenommen. Auch Journalisten und Fotografen sollen von der Polizei attackiert oder verhaftet worden sein. Auch nationalistische oder islamistische Gegendemonstranten wurden festgenommen.

Die Einheit der Community haben die türkischen Behörden mit dieser Taktik beschädigt: „Die LGBT-Community in der Türkei ist ein wenig gespalten, ob die Menschen marschieren sollen oder nicht“, erklärt Akpinar: „Wenn man sich die jüngste Geschichte der Türkei anschaut, wir hatten so viele Bombenangriffe und Attacken. Deshalb haben die Leute Angst, das könnte eine Chance für den IS oder andere Terroristen sein, tausende Menschen zu töten.“