Freitag, 29. März 2024
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Wikileaks outet schwulen Saudi und HIV-Positive

Ohne Rucksicht auf unschuldige Opfer werden Daten veröffentlicht

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Der Abstieg der Enthüllungsplattform WikiLeaks hat einen neuen Tiefpunkt erreicht: In den „Saudi Cables“, Dokumenten zwischen dem saudischen Außenministerium und saudischen Botschaften in aller Welt, sind persönliche Daten hunderter Unschuldiger nicht geschwärzt worden. Dadurch wurde unter anderem ein saudi-arabischer Staatsbürger als schwul geoutet.

Das berichtet die Nachrichtenagentur AP. In einer Depesche ist unter anderem davon die Rede, dass ein Mann – er wird in den Dokumenten mit vollem Namen genannt – wegen „sexuellen Ausschweifungen“, üblicherweise eine Umschreibung für Homosexualität, verurteilt wurde. In dem Dokument sind auch weitere persönliche Daten des Mannes zu finden.

Nach der Veröffentlichung dieser Daten durch WikiLeaks muss der Mann nun fürchten, in seiner Heimat zum Opfer von Angriffen oder Repressalien zu werden. Auf Homosexualität stehen in dem Wüstenstaat Geldstrafen, Peitschenhiebe oder die Todesstrafe.

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WikiLeaks scheint das egal zu sein: Über Twitter lässt die Plattform ausrichten, dass die Geschichte wegen der US-Wahlen nun neu aufgewärmt werde – hatte WikiLeaks doch E-Mails der Demokraten veröffentlicht, die ihnen vermutlich über russische Hacker zugespielt wurden.

No, WikiLeaks did not disclose "gays" to the Saudi govt. Data is from govt & not leaked by us. Story from 2015. Re-run now due to election.

— WikiLeaks (@wikileaks) August 23, 2016

Teil der Dokumente sind auch Namen von ausländischen Arbeitern, die von ihren Arbeitgebern gefoltert oder sexuell missbraucht wurden. Außerdem sind in den veröffentlichten Depeschen auch Namen und weitere private Daten von HIV-Infizierten oder Vergewaltigungsopfern zu finden, alles ungeschwärzt und für die ganze Welt einsehbar.

Insgesamt entdeckte AP in den von WikiLeaks zugänglich gemachten Depeschen mindestens 124 medizinische Dokumente, mit allen Details zur Identität der Betroffenen. Diese Veröffentlichung sei „illegal“, ärgert sich ein Arzt, dessen Patientendaten zu den veröffentlichten Dokumenten gehört.

Was diese Veröffentlichungen bei den Betroffenen auslösen können, erklärte eine behinderte Frau, deren Schuldenstand Teil der „Enthüllungen“ ist, gegenüber AP: „Das ist eine Katastrophe. Was ist, wenn meine Brüder, Nachbarn, Bekannte oder Leute, die ich nicht einmal kenne, das gesehen haben? Was macht das für einen Sinn, meine Geschichte zu veröffentlichen?“

WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der derzeit in der Botschaft von Ecuador in London festsitzt, scheint das egal zu sein: „Wir können keine drei Jahre auf Material hocken und eine Person Zeile für Zeile alles durcharbeiten lassen, um es zu zensieren“, sagte er bei einer Videokonferenz im Jahr 2010.

Für ihn heiligt offenbar der Zweck die Mittel: „Die ‚Saudi Cables‘ öffnen den Blick auf eine zunehmend unberechenbare und verschlossene Diktatur, die nicht nur ihre 100. Enthauptung dieses Jahr gefeiert hat, sondern die auch eine Bedrohung für ihre Nachbarn und sich selbst geworden ist“, sagte er bei der Veröffentlichung der Daten im Juni 2015.

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