Freitag, 19. April 2024
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Schweden: Schwuler Fußballer wird vorerst doch nicht abgeschoben

22-Jähriger aus Liberia wurde bei der Stockholm Pride verhaftet

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In Schweden hat das zuständige Amt für Migration die Abschiebung des offen schwulen Fußballers Andrew Nagbe in letzter Minute gestoppt: Wenige Stunden, bevor er nach Liberia abgeschoben werden sollte, erklärten die Behörden, dass es neue Beweise gebe: Der zunächst abgelehnte Asylantrag soll erneut überprüft werden, berichtet die Zeitung „Dagens Nyheter“.

Anweisung kam wenige Stunden vor der Abschiebung

Die Ankündigung, die Abschiebung auszusetzen und den Antrag erneut zu prüfen, kam am Dienstag kurz nach Mitternacht. Im Laufe des Tages sollte Nagbe Schweden verlassen. „Ich habe ihn gestern Abend angerufen, als wir die Nachricht bekommen haben, und er ist natürlich sehr glücklich. Am Morgen habe ich nicht mit ihm gesprochen, weil ich glaube, dass er jetzt Ruhe braucht“, erklärte Nagbes Anwalt Stig-Åke Petersson von der LGBT-Organisation RFSL der Zeitung.

Nagbe wurde Ende Juli bei einer Ausweiskontrolle auf dem Stockholm Pride, den er mit seinem Freund besuchte, verhaftet und gleich in Schubhaft genommen. Der 22-Jährige hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt in Schweden gut integriert, spielte beim Viertligisten Södertälje FK in der Kampfmannschaft. Damit hat er sich seinen kleinen Lebenstraum erzählt: „Ich möchte Fußball spielen und als offen schwuler Mann in Schweden leben“, sagt er der Zeitung.

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Bis zu fünf Jahre Haft für Homosexualität in Liberia

In seiner alten Heimat Liberia kann Homosexualität nach einer Gesetzesänderung im Jahr 2012 mit Haftstrafen bis zu fünf Jahren geahndet werden – und in den Gefängnissen sind schwule Häflinge quasi Freiwild: „Im Gefängnis werde ich jeden Tag geschlagen und vergewaltigt werden, bis ich freigelassen werde und das Land wieder verlasse“, sagte der 22-Jährige der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“.

Doch auch außerhalb der Gefängnisse hat sich die Situation für sexuelle Minderheiten in Liberia in den letzten Jahren merkbar verschlechtert. Einer der Gründe dafür ist, dass einflussreiche Prediger erklärt hätten, Gott hätte dem Land Ebola als Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex geschickt. Auch die Präsidentin von Liberia, Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson Sirleaf, hält die Verfolgung von Lesben und Schwulen in ihrem Land für angemessen.

Chancen für Asyl in Schweden stehen jetzt gut

Die Chancen des jungen Mannes, doch noch Asyl in Schweden zu bekommen, stünden deshalb gut, meint Petersson: „Der Fall hat internationale Aufmerksamkeit erzielt, es gab etwa Berichte in der BBC. Seine sexuelle Orientierung ist damit auch in Liberia sehr bekannt.“

Das erschwert eine Abschiebung in das afrikanische Land. Bis jetzt haben die schwedischen Behörden die Ablehnung des Asylantrags auch damit argumentiert, dass weder seine Sicherheitsbedenken noch seine sexuelle Orientierung verifiziert werden können.

Auch das UNHCR, das Flüchtlings-Hilfswerk der Vereinten Nationen, hat mittlerweile gefordert, dass Andrew Nagbe in Schweden Asyl bekommen solle. Zuletzt hat die Organisation im Jahr 2012 die Homophobie in Liberia stark kritisiert, als die Haftstrafen für Homosexualität von einem auf fünf Jahre angehoben wurden.

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