Donnerstag, 28. März 2024
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So hat sich die Lage für LGBT in Indonesien verschlechtert

Das Protokoll der Schande: So wurde dieses Jahr Druck auf sexuelle Minderheiten ausgeübt

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Die Lage für sexuelle Minderheiten in Indonesien wird immer bedrohlicher. Erst letzte Woche machte die Meldung Schlagzeilen, dass die Regierung Dating-Apps wie Grindr, Blued und BoyAhoy verboten hat. Bis zu 80 weitere Apps und LGBT-Webseiten folgen sollen. Doch die Gefahr für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender begann in dem südostasiatische Land schon vorher.

Lesben und Schwule als „ernstzunehmende Gefahr“ für das Land

Die Rückschritte begannen dieses Jahr am 24. Jänner, als eine konservative Tagezeitung sexuelle Minderheiten als „ernstzunehmende Gefahr“ für das islamisch dominierte Land bezeichnete. Am gleichen Tag wurde eine kleine Gruppe an der Universität in Jakarta verboten. Ihr Verbrechen: Sie hatte Studenten über Fragen zu Gender und Sexualität beraten. Dies wäre nicht „in Übereinstimmung mit den Werten und der Moral Indonesiens“, so die Begründung.

In den nächsten Wochen ging das politische Sperrfeuer gegen Lesben, Schwule oder Transgender weiter. So hat das Land unter anderem Facebook und Apple aufgefordert, LGBT-Emojis aus ihren Chatprogrammen zu entfernen. Der indonesische Psychologenverband hat Homosexualität wieder als psychische Störung definiert – 43 Jahre, nachdem ihre amerikanischen Kollegen diese Definition gestrichen hatten.

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Wenn Homosexuelle gefährlicher als Kommunisten sind

„Defend the Nation“, ein paramilitärisches Trainingsprogramm mit 1,8 Millionen Teilnehmern, hat Homosexualität als einen der „Feinde der Nation“ benannt – noch vor Kommunismus und illegalen Drogen. Eine aktuellen Umfrage des Indonesian Survey Institute und der gemäßigt-islamischen Wahid Foundation hat gezeigt, dass zur Zeit keine Gruppe von den Muslimen in dem südostasiatischen Land so sehr gehasst wird wie LGBT. „Das ist seltsam, weil normalerweise sind es Kommunisten und Juden, die die Spitzenpositionen als am meisten gehasste Gruppen bei Muslimen einnehmen“, wundert sich auch Aryo Ardi Nugroho von der Wahid Foundation über das Ergebnis.

Im Februar musste in Yogyakarta eine islamische Volksschule für Transgender schließen, die für ihre Arbeit international viel Anerkennung und Zustimmung bekommen hat. Und ob Islam oder Christentum – die Methoden der Konservativen gleichen sich überall. So hat eine konservative Gruppe namens „Family Love Alliance“ einen Antrag beim Verfassungsgericht eingebracht, Homosexualität zu verbieten.

Denn derzeit ist Homosexualität – anders als in einigen Nachbarländern – in Indonesien nicht verboten. In dem konservativ islamisch dominierten Land gelten gleichgeschlechtliche Handlungen aber als „sexuelle Abweichungen“ und sind gesellschaftlich geächtet. Nun werden sie auch zunehmend vom Staat bestraft. Für die Bürgerrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) ist 2016 ein Jahr, in dem „eine Kombination aus Regierungsbeamten, militanten Islamisten und religiöse Massenbewegungen Intoleranz gegen LGBT geschürt haben.“

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