Samstag, 20. April 2024
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Schweiz: Kein Widerstand mehr gegen Stiefkind-Adoption

Komitee für eine Volksabstimmung gegen die Öffnung der Adoption findet nicht genug Unterstützer

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Der Versuch, die Einführung der Stiefkindadoption für Homosexuelle in der Schweiz durch eine Volksabstimmung zu verhindern, ist gescheitert. Die entsprechende Initiative wird aller Voraussicht nach nicht die dafür notwendigen 50.000 Unterstützungs-Unterschriften erhalten. Das bestätigte das Referendumskomitee gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Radio SRF.

Keine 50.000 Gegner der Stiefkindadoption in der Schweiz

Am Donnerstag läuft die Frist aus, bis zu der die 50.000 Unterschriften gesammelt werden müssen. Doch davon sei man weit entfernt: „Ehrlicherweise muss ich sagen, dass praktisch keine Hoffnung mehr besteht, dass das Referendum zustande kommt“, gibt Lisa Leisi vom Referendumskomitee zwei Tage vor Fristende zu. Wie viele Stimmen für ein Referendum zusammengekommen sind, verrät sie dem Schweizer Radio aber auf Nachfrage nicht.

Leisi ist Parteichefin der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU), einer nationalkonservativen Partei, für den Kanton St. Gallen. Nachdem die Öffnung der Stiefkindadoption im Mai durch das Schweizer Parlament beschlossen wurde, wollten Politiker der EDU gemeinsam mit der der rechtspopulistischen SVP und der konservativen CVP das Gesetz durch eine Volksabstimmung zu Fall bringen.

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Organisatoren jammern über „allgemeine Toleranz“

Dieser Versuch ist nun gescheitert. Den Grund für das Scheitern sieht Leisi in der gesellschaftlichen Entwicklung: „Die allgemeine Toleranz, die man hat. Man sieht zu sehr die Rechte von Menschen und vielleicht zu wenig den Schutz der Kinder“, sagt sie dem SRF.

Damit dürfen künftig in der Schweiz alle das Kind der Partnerin oder des Partners adoptieren, auch wenn es sich um homosexuelle oder unverheiratete Paare handelt. Das genaue Datum für das Inkrafttreten des entsprechenden Gesetzes entscheidet die Schweizer Regierung nach dem offiziellen Ablauf der Referendumsfrist.

Nationalrat mit großer Mehrheit für Stiefkindadoption

Beschlossen wurde die Möglichkeit der Stiefkindadoption für schwule und lesbische Paare Ende Mai. Der Nationalrat hatte mit 115 zu 65 Stimmen eine umfassende Reform des Adoptionsgesetzes beschlossen. Die Stiefkindadoption gibt Männern und Frauen die Möglichkeit, das leibliche Kind ihres Partners zu adoptieren.

Schweizer LGBT-Organisationen atmen nun auf. „In den letzten Jahren hat in der Gesellschaft eine Öffnung gegenüber LGBT stattgefunden, die wir sehr begrüßen“, Bastian Baumann, Geschäftsführer der Schweizer Schwulenorganisation „Pink Cross“. Er betont allerdings, dass Lesben und Schwule in unserem westlichen Nachbarland in anderen Bereichen noch immer diskriminiert werden.

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