Freitag, 19. April 2024
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Lesbische Ex-Nonnen brechen nach ihrer Verpartnerung ihr Schweigen

Papst Franziskus "stand die Traurigkeit ins Gesicht geschrieben", als er vom Ja-Wort der ehemaligen Gottesdienerinnen hörte

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Die Hochzeit von Frederica und Isabel erregte weltweit Schlagzeilen: Die ehemaligen Nonnen verließen ihr Kloster, um als lesbisches Paar zusammenzuleben. Nun gaben sie der italienischen Zeitung „La Repubblica“ ein ausführliches Interview. Der Vatikan veröffentlichte unterdessen die Reaktion von Papst Franziskus auf die abtrünnigen Nonnen.

„Unsere Liebe ist ein Geschenk Gottes“

„Unsere Liebe“, sind sich die beiden Frauen sicher, „ist ein Geschenk Gottes: niemand kann sie verbieten.“ Kennengelernt haben sich die beiden Missionarsschwesstern in Guinea Bissau: „Gemeinsam haben wir dort an der Seite der Ärmsten gearbeitet, wie immer, seit wir vor zwanzig Jahren den Schleier genommen haben. Da haben wir auch begriffen, dass sich im Mosaik unserer Berufung ein neues Steinchen hinzugefügt hat“, so Frederica, die aus Süditalien kommt und Isabel, gebürtige Südamerikanerin.

Am 28. September sind die beiden Frauen, 40 und 44 Jahre alt, schließlich auf dem Standesamt von Pinerolo in der Nähe von Turin eine eingetragene Partnerschaft eingegangen. Die Zeremonie wurde streng geheim gehalten, doch die Geschichte ihrer Liebe drang schlussendlich doch nach außen. Eine Geschichte, die viel über das Verhältnis der römisch-katholischen Kirche zu ihren Angehörigen sagt.

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Die Liebe zu verschweigen wäre ein „bequemes, aber falsches Leben“

Denn zunächst leben sie so wie viele Männer und Frauen der Kirche, die sich verliebt haben: Sie machten ihre Beziehung nicht öffentlich und schwiegen. „Ein bequemes, aber falsches Leben“, sind sich die beiden Frauen heute sicher: „Es gibt so viele Fälle wie diesen: Priester oder andere Religiöse, die ihre Beziehungen zu anderen Männern oder Frauen im Verborgenen leben. Doch im Evangelium verurteilt Jesus die Heuchelei, nicht die Homosexuellen.“

Daraufhin beschließen die beiden Frauen, das Kloster zu verlassen und ihr Leben als Nonnen hinter sich zu lassen. Die Entscheidung war schwierig, aber nicht unglücklich, sagen Frederica und Isabel heute. Denn nach dem Austritt aus dem Konvent standen die beiden Frauen vor dem Nichts: „Wenn man sonst irgendwo entlassen wird, bekommt man eine Abfindung, wenn man aber eine religiöse Kongregation verlässt, hat man keinerlei Recht auf irgendetwas“, erklären sie „La Repubblica“.

Abtrünniger Priester nahm sich der verstoßenen Nonnen an

Hilfe bekamen sie schließlich von Don Franco Barbero, dem ehemaligen Priester von Pinerolo. Er wurde im Jahr 2003 aus dem Priesterstand entlassen, weil er Hochzeitszeremonien für schwule und lesbische Paare durchgeführt hatte. „Er hat uns geholfen, ein neues Zuhause zu finden, und unterstützt uns auch bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle“, so die beiden ehemaligen Nonnen.

Ihren Kritikern halten sie ein Wort von Papst Franziskus entgegen: „Der Papst hat gesagt: ‚Wer bin ich, dass ich urteile?‘ Also: Niemand sollte sich erlauben, andere zu verurteilen. Dieser Satz hat uns das Herz geöffnet“, so Frederica und Isabel. Der Heilige Vater selbst dürfte das nicht so sehen. „Wie viel Traurigkeit stand dem Papst ins Gesicht geschrieben, als er die Nachricht von den verheirateten Ordensschwestern gelesen hat“, twitterte Erzbischof Angelo Becciu, der „Innenminister“ des Vatikans, am Freitag.

Quanta tristezza sul volto del Papa quando gli ho letto la notizia delle due "suore" spose!

— Angelo Becciu (@AngeloBecciu) October 7, 2016

Doch die beiden Frauen sind sich sicher, dass ihr Fall nicht einmalig ist: „Wir haben uns dazu entschlossen, als wir die Worte von Papst Franziskus hörten. Innerhalb der Kirche gibt es Tausende von Menschen, Nonnen und Priester, die sich in derselben Situation befinden. Man kann nicht einfach behaupten, dass wir eine Bedrohung für die Familie darstellen oder dass unsere Liebe den Ehestand gefährdet.“

Die Kirche verändern wollen die beiden Frauen deshalb aber nicht. „Aber niemand kann uns davon abhalten, zu einem Zeichen der Hoffnung zu werden, für so viele Männer und Frauen, die einen Weg suchen, mit der Wahrheit zu leben.“ Von der Kirche erwarten sich Frederica und Isabela eine „offene Auseinandersetzung mit denjenigen, die sich dazu entschließen, die Herde zu verlassen. Aber das macht ihr immer noch zu viel Angst.“

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