Freitag, 19. April 2024
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Olivia Jones liest aus ihrem Buch – und der AfD die Leviten

Viel Zustimmung für die politisch engagierte Drag-Queen im Landtag von Sachsen-Anhalt

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Die bekannte deutsche Drag-Queen Olivia Jones hat im Landtag von Sachsen-Anhalt aus ihrem Kinderbuch „Keine Angst in Andersrum“ vorgelesen. Zu der Lesung in der Kantine des Landtags hat die Fraktion der Grünen eingeladen. Zuvor hat sich Jones mit dem AfD-Fraktionsvorsitzenden André Poggenburg getroffen, der im Gegensatz zu zwei seiner Parteikollegen nicht zu der Lesung kommen wollte.

Lesung als Reaktion auf AfD-Hetze

Grund für die Lesung, mit der Olivia Jones viel Applaus erntete, war eine Kampagne der rechtspopulistischen „Alternative für Deutschland“ (AfD).  Diese hatte unter anderem gegen eine Aufklärungsbroschüre des Gleichstellungsministeriums polemisiert, in dem unter anderem das Buch von Jones empfohlen wurde.

Poggenburg hatte die Aufklärung über sexuelle Minderheiten unter anderem mit Kindesmissbrauch verglichen und vor einer „Frühsexualisierung“ der Kinder gewarnt. Olivia Jones hatte daraufhin Strafanzeige gegen den Politiker gestellt. „Uns, die die Bücher geschrieben haben, geht es nicht um Frühsexualisierung, sondern darüber zu sprechen mit den Kindern. Es geht um Toleranz und Respekt“, erklärte Jones deshalb im Landtag in Magdeburg.

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Die AfD betreibe Volksverhetzung, bestätigte Jones ihre Meinung am Mittwoch erneut. Die rechtspopulistische Partei verdrehe Wahrheiten, hetze, pauschalisiere und „gießt ganz einfach Öl ins Feuer der Diskriminierung“. Das dürfe man nicht hinnehmen, so die Drag Queen.

Olivia Jones spürt kein Rückgrat bei AfD-Chef Poggenburg

Ein persönliches Vier-Augen-Gespräch mit AfD-Fraktionschef André Poggenburg vor der Lesung in der Kantine des Landtags konnte Olivia Jones nicht umstimmen. „Rückgrat” habe sie bei ihm keins gespürt, sagte sie danach dem Magazin „Männer“. Er habe sich verhalten „wie ein Wolf im Schafspelz”, so Jones. An der Anzeige gegen ihn halte sie fest.

Erfreulicher waren die Lesung und die anschließende Diskussion, die auf große positive Resonanz stießen. „Das Wichtigste ist, dass auch unsere Kinder beigebracht kriegen, dass auch Männer Männer lieben können und Frauen Frauen lieben können und das davon die Welt nicht untergeht“, erklärte Jones dem Publikum unter Applaus. Sie warnte vor einer Gegenbewegung zu LGBT-Rechten, „die uns in die Steinzeit zurückbringen wollen“. Sie wolle ein buntes Deutschland, betonte Olivia Jones – „und dafür muss man kämpfen“.

Über die Gründe, das Buch zu schreiben, sagte sie im Landtag von Sachsen-Anhalt: „Ich hätte mir in der Schule gewünscht, dass man auch mal über Homosexualität spricht. Dass es da auch noch was anderes gibt als Mann und Frau.”

„Vielfalt ist eine Realität“, sind sich (fast) alle Zuhörer einig

Und dafür bekam sie viel Zuspruch. Eine Mutter sagte, sie habe das Buch mit ihren Kindern gelesen, und es habe ihr sehr geholfen, mit dem Thema Homosexualität umzugehen. Auch gelacht hätten sie auch sehr viel dabei. Unterstützung gab es auch von unerwarteter Seite: „Vielfalt ist eine Realität”, sagte ein Vertreter der katholischen Erwachsenenbildung. Und es sei gut wenn man kindgerecht damit umgehe.

Und auch, wenn sich AfD-Fraktionschef André Poggenburg nicht in der Kantine sehen ließ, ließen sich mit Daniel Rausch und Hannes Loth zwei seiner Parteifreunde den Auftritt der Drag Queen nicht entgehen. Dabei fielen sie eher unangenehm auf: Zuerst bemäkelte Rausch den Auftritt als „Verkaufsveranstaltung“, obwohl das Buch von Olivia Jones gar nicht zu erwerben war.

AfD-Abgeordnete blamieren sich bei Lesung von Olivia Jones

Dann tappte Hannes Loth ins Fettnäpfchen. Zunächst heuchelte er Verständnis, indem er sagte, er habe kein Problem mit Schwulen und es sei ihm egal, „was sie privat machen“. Dann wurde es peinlich für den AfD-Abgeordneten: Er erklärte, die „Entscheidung von Menschen“ zu respektieren, homosexuell zu sein – er selbst habe sich entschieden, heterosexuell zu sein. Das sorgte für Gekicher im Publikum.

Anschließend beschwerte er sich, dass es – anders als für Lesben oder Schwule – kein Aktionsprogramm für Heterosexualität gäbe. „Nee, die ist ja auch bekannt genug, wie wir alle wissen”, konterte Olivia Jones schlagfertig. „Außerdem diskriminiert Sie ja keiner, weil Sie hetero sind.”

Die Bilanz der Drag Queen über ihren Kontakt zur AfD fällt nach dem Ausflug in den Landtag von Sachsen-Anhalt dementsprechend deutlich aus: „Die Herren haben sich selbst entlarvt, und so sollte es auch sein“, so Olivia Jones.

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