Donnerstag, 25. April 2024
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So hilft das russische LGBT-Network tschetschenischen Schwulen

Eine Flucht in ein anderes europäisches Land ist für viele Betroffene zu gefährlich

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Vermutlich bereits seit Dezember verfolgt das tschetschenische Regime von Präsident Ramsan Kadyrow gezielt schwule Männer, um sie zu verhaften, zu foltern und auch zu töten. Viele von ihnen versuchen deshalb, aus Tschetschenien zu fliehen. Hilfe bekommen sie dabei vom russischen LGBT-Network, berichtet „Radio Swoboda“, ein Ableger des durch den US-Kongress finanzierten „Radio Free Europe“.

„Jeden Tag helfen wir vier bis fünf Personen auf der Flucht“

Die Organisation, die über 15 regionale Büros verfügt und der sich zehn LGBT-Organisationen angeschlossen haben, hat mittlerweile eine eigene Hotline für schwule Tschetschenen eingerichtet, die ihre Heimat verlassen müssen. Über Medien versucht man, die Hotline und die Arbeit des Networks bekannt zu machen. „Jeden Tag helfen wir vielleicht vier bis fünf Personen bei der Flucht“, erklärt Tatjana Winnischenko, Vorsitzende des LGBT-Network, gegenüber Radio Swoboda.

Die eine Hälfte der Männer war bereits nach den ersten Berichten geflüchtet. Die andere Hälfte der Männer wurde bereits im Februar verhaftet und später entlassen. „Sie dachten, dass für sie alles vorbei ist, aber dann verdichteten sich die Hinweise, dass sie erneut inhaftiert werden könnten. Da sie nicht erneut gefoltert werden wollten, flüchteten sie mit dem, was sie in der Tasche hatten“, so Winnischenko.

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„Sie haben alles hinter sich gelassen“: Und trotzdem fürchten sie die Behörden und die eigene Familie

„Sie haben alles hinter sich gelassen und wissen nicht, wem sie vertrauen können und wohin sie gehen sollen“, berichtet die Vorsitzende des LGBT-Network weiter. Die Männer vertrauen niemandem mehr. Sie haben Angst, von Kämpfern des tschetschenischen Präsidenten Kadyrow oder ihren Angehörigen gefunden zu werden. Beide würden sie töten, fürchten sie nicht ohne Grund. Ihre Organisation ist dann oft die letzte Möglichkeit. Geholfen wird unter „beispiellosen Sicherheitsbestimmungen“, erklärt Winnischenko. So wisse nur jeweils ein Mitarbeiter den Namen des Betroffenen.

Die meisten schwulen Tschetschenen flüchten in die großen Städte Russlands, wie Moskau oder St. Petersburg. Dort hoffen sie, mit ihrer alten Heimat abschließen zu können und nicht gefunden zu werden. Eine Flucht nach Westeuropa kommt für viele Männer nicht in Frage: Denn dort wären sie wahrscheinlich mit anderen Tschetschenen in den gleichen Flüchtlingsheimen. „Viele überlegen eine Flucht nach Kanada, in die USA, nach Argentinien oder Mexiko. Unser ganzer Kontinent scheint für sie nicht sicher genug“, sagt Winnischenko resignierend.


Wer das LGBT-Network bei seiner Arbeit unterstützen möchte, kann das beispielsweise mit einer Spende tun. Sämtliche Bankverbindungen gibt es auf der Homepage der Organisation.

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