Donnerstag, 18. April 2024
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Trauerfeier für Xavier Jugelé: Er lebte „ein Leben in Freude mit einem Lächeln auf den Lippen“

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Das offizielle Frankreich hat von Xavier Jugelé Abschied genommen. Der 37-jährige Polizist wurde bei dem Terroranschlag auf dem Pariser Champs-Elysées letzten Donnerstag erschossen. Er hinterlässt einen Lebensgefährten, der bei der Gedenkfeier eine eindrucksvolle Rede hielt.

Staatsspitze erwies schwulem Polizisten die letzte Ehre

Für die Zeremonie versammelten sich der französische Staatspräsident Francois Hollande, Premierminister Bernard Cazeneuve und weitere führende Vertreter des Staates zu einer nationalen Gedenkfeier im Hof der Pariser Polizeipräfektur. Der Sarg von Jugelé war mit einer Trikolore bedeckt. Posthum wurde er von Präsident Hollande mit dem Orden der Ehrenlegion ausgezeichnet, einer der höchsten Auszeichnungen Frankreichs.

„Dieser Auftrag hat ihm gefallen“, erinnert sich sein Mann

„Diese Art von Auftrag, und das weiß ich, hat ihm gefallen, weil es der Champs-Elysées war, weil es das Bild von Frankreich war, und weil es auch die Kultur war“, so sein Partner Etienne Cardiles. Und er erinnert sich am Sarg seines Partners: „Xavier, Donnerstagfrüh bin ich wie immer zur Arbeit gegangen, und du hast noch geschlafen. Während des Tages haben wir über unsere Pläne gesprochen, in einem weit entfernten Land Urlaub zu machen, und du hast mir gesagt, wie aufgeregt du bist. Dass du noch nie so weit weg warst.“

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Doch dann kam der Moment, der alles verändert hat: Jugelé wurde erschossen, als ein amtsbekannter Gefährder am Donnerstag aus einem Auto das Feuer auf einen Polizistenbus am Champs-Elysées eröffnet hatte und anschließend zu Fuß flüchtete. Dabei verletzte er zwei weitere Beamte und eine deutsche Touristin, bevor er selbst erschossen wurde. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte die Tat für sich reklamiert.

„Ich bin ohne dich nach Hause gekommen, mit dem größten und tiefsten Schmerz“

„Ich bin an diesem Abend ohne dich nach Hause gekommen, mit dem größten und tiefsten Schmerz, der eines Tages vielleicht schwächer wird, ich weiß es nicht. Dieser Schmerz bringt mich deinen Kollegen näher als je zuvor, die auch leiden, so wie du, still. So wie ich es tue, still. Ich leide ohne Hass. Als ich die ersten Nachrichten bekommen habe, dass etwas auf dem Champs-Élysées passiert ist und ein Polizist gestorben ist, hat mir eine leise Stimme gesagt, dass du es warst, und sie hat mir diese großzügigen und heilenden Worte zurückgebracht: ‚Ihr bekommt meinen Hass nicht.‘ Ich fühle keinen Hass, Xavier, weil es nicht zu dir passen würde. Weil er keine Antwort für etwas ist, das dein Herz zum Schlagen gebracht hat, noch weil er der Grund ist, warum du zur Polizei gegangen bist. Weil der öffentliche Dienst, anderen zu helfen und jeden zu schützen, war Teil Deiner Erziehung und Deiner Überzeugungen. Und Toleranz, Dialog und Geduld waren Deine stärksten Waffen“, so Cardiles.

Bei der Trauerfeier erinnerte Cardiles auch an Xavier Jugelé als Menschen: „Ins Kino zu gehen und an einem sonnigen Augusttag fünf Filme zu sehen hat dich nicht dazu gebracht, mit der Wimper zu zucken. Du hast lieber die Originalversionen gesehen, als Purist, der du warst, damit du dein Englisch verbessern konntest, eine Sprache, die du perfekt sprechen wolltest. Du bist immer wieder auf dieselben Konzerte gegangen, manchmal bist du einem Künstler die ganze Tour über gefolgt. Deine Lieblingskünstler waren Céline Dion und Zazie, Madonna, Britney Spears und so viele andere, die unsere Wände zum Wackeln gebracht haben. Theater hat dich in eine andere Welt gebracht, in der du aufgeblüht bist. Du bist vor keiner kulturellen Aktivität zurückgeschreckt. Du hast die schrecklichsten Filme an dem Tag gesehen, an dem sie in die Kinos kamen, bis zum Schluss, egal wie schlecht sie waren.“

Jugelé hatte mit Cardiles in einer eingetragenen Partnerschaft (PACS) gelebt. Seine Redeb beendete er mit den Worten: „Ein Leben der Freude und des Lachens, das von Liebe und Toleranz bestimmt wurde, hast du gelebt wie ein Stern und du hast es verlassen wie ein Stern.“

Der Polizist hat sich auch beim französischen LGBT-Exekutivverband Flag engagiert. Seit 2010 arbeitete er in Paris für die Police Nationale, zuvor war er bei der Gendarmerie. Der 37-Jährige war auch unter jenen Sicherheitskräften, die am 13. November 2015 beim Anschlag gegen das Bataclan-Musiktheater im Einsatz waren. Damals wurden mehr als 90 Menschen von den islamistischen Angreifern kaltblütig erschossen.

Unter den weiteren Gästen der Gedenkfeier befanden sich auch der frühere Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der ehemalige Premierminister Manuel Valls und die Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron und Marine Le Pen.


Erratum: In einer früheren Version des Artikels wurde Etienne Cardiles nicht als Partner, sondern als Kollege von Jugelé bezeichnet. Wir entschuldigen uns für diesen Übersetzungsfehler.

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