Donnerstag, 18. April 2024
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Weiterer homophober Vorfall im Volksgarten?

Drag-Artist zeigte Securities an, nachdem er am Hals gepackt und aus dem Club gebracht wurde

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Am Paradenabend wurde in der zur Diskothek Volksgarten gehörenden „Säulenhalle“ ein junges schwules Paar aus dem Lokal geworfen – offenbar, weil es sich auf der Tanzfläche geküsst hatte. Wenig später wurde einer der beiden Männer vor dem Lokal vor Unbekannten verprügelt. Recherchen von GGG.at zeigen jetzt: Es war nicht der erste derartige Fall.

An der Kehle gepackt, am Boden fixiert

So erinnert sich der schwule Drag-Künstler Cris Crack, dass er am 28. Jänner 2017 im Volksgarten von den Securities des Lokals gegen die Brust gestoßen und an der Kehle gepackt wurde. Auch sein Freund wurde von den Männern am Boden fixiert, dann wurden beide aus dem Lokal geworfen. Beide Männer sowie ein Security erlitten bei dem Vorfall Verletzungen. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

Cris Crack wollte eigentlich mit seinem Partner und einer Freundin im Volksgarten unbeschwert seinen 24. Geburtstag feiern. Er war stark geschminkt und hatte auch Glitzersteine im Gesicht – so wie man ihn in der Szene auch kennt. Eine Freundin, die auch im Volksgarten arbeitet, wollte ihn wegen seines Geburtstages in den VIP-Bereich des Clubs einladen, um dort gemeinsam anzustoßen.

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„Fehler in der Kommunikation“ führt zu Gemenge im Lokal

Doch am Eingang soll der Drag-Künstler trotz der mündlichen Einladung einer Mitarbeiterin von einem Security mit einem Stoß gegen die Brust abgehalten worden sein, den Bereich zu betreten. Für Laurin Levai, Geschäftsführer der betroffenen Security-Firma „Ante Portas“, ein „Fehler in der Kommunikation“: Er betont gegenüber GGG.at, dass für den VIP-Bereich „eine Akkredierung in Form eines Bandes erforderlich ist“. Diese hätte das Paar auch bekommen – wenn sie ein wenig gewartet hätten.

„Offensichtlich hatte der junge Mann leider nicht die Geduld und das Verständnis dazu“, so Levai. Stattdessen habe er „unserem Security ins Gesicht gefasst und einen von uns dokumentierte blutenden Kratzer in dessen Gesicht hinterlassen“, so der „Ante-Portas“-Geschäftsführer in seiner Stellungnahme.

Es kam schließlich zu einem Gemenge im Lokal. Cris Crack erinnert sich, dass ihn einer der Securities am Hals packte und durch den Notausgang aus dem Club trug. Hinter ihm folgte sein Verlobter, fixiert von mehreren Securities. Auch vor dem Lokal sollen die Securities von den beiden Burschen nicht abgelassen haben, erinnert sich das Opfer. „Als ich den Securities schließlich halbwegs klar machen konnte, dass wir nichts getan hatten, ließen sie mich aufstehen und brachten meinen immer noch fixierten Freund und mich vor den Club“, so Crack gegenüber GGG.at.

Der Betroffene und sein Verlobter erstatteten Anzeige

Die beiden jungen Männer erstatteten schließlich Anzeige wegen Körperverletzung: Crack konnte mehrere Tage seinen Hals nicht bewegen, hatte Rückenschmerzen und starke Schmerzen beim Schlucken. Sein Freund erlitt blaue Flecken am Rücken, an den Armen sowie Prellungen und Abschürfungen. Auch er hatte noch Tage danach Schmerzen.

Bei „Ante Portas“ sieht man das Verhalten der Securities als „Reaktion einzig und alleine auf diese Handlung und das uns entgegengebrachte Unverständnis“: „Wir haben auf eine Anzeige verzichtet, da aus unserer Sicht nichts gravierendes passiert ist“, so Levai. An die beiden Burschen richtet er eine Einladung: „Der friedliche Umgang mit unseren Gästen liegt mir sehr am Herzen und ich wünsche mir mit euch ein schönes Erlebnis im Volksgarten. Ein Abend, wo ihr nochmal Zeit habt zu sehen, wie wir uns um unsere Gäste bemühen.“

Ähnlicher Fall ereignete sich bereits im Juli 2012

Ein ähnlicher Fall hatte bereits im Juli 2012 für Aufregung gesorgt: Während dem „Porntrash“-Clubbing wurde Michael D. von einem Türsteher angerempelt, weil er ohne T-Shirt unterwegs war. „Ich wollte weitergehen, aber er hat mich nochmals so extrem angerempelt, dass ich auf den Boden fiel – dann kamen auch schon seine Kollegen und haben mich unsanft rausbefördert – sie wollten mich aus dem Lokal schmeißen und haben mich dabei fürchterlich beschimpft“, erzählte er damals GGG.at.

Als ihm sein Freund helfen wollte, kam auch dieser in das Visier der Securities: „Mein Freund wurde von einem von den jetzt schon fünf Security-Typen gewürgt und bedroht. Er sagte mehrmals ‚Ich bring dich um‘! Er wurde dann auch mit rausgeschmissen!“, erinnerte sich das Opfer. Michael D. war nach dem Angriff vorübergehend arbeitsunfähig.

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