Donnerstag, 18. April 2024
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Neunjährige hat HIV-Infektion ohne Medikamente im Griff

Die Geschichte eines Buben aus Südafrika gibt vielen Ärzten neue Hoffnung

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Für besondere Aufmerksamkeit bei der internationalen Aids-Konferenz, die derzeit in Paris stattfindet, sorgt das Schicksal einer Neunjährigen aus Südafrika: Sie ist mit HIV auf die Welt gekommen, wurde gleich nach der Geburt mit antiretroviralen Medikamenten behandelt – jetzt nimmt sie seit achteinhalb Jahren keine Medikamente und der Virus ist im Blut nicht mehr nachweisbar.

Der Körper der Neunjährigen scheint den Virus von selbst im Griff zu haben

„Das kommt äußerst selten vor“, sagte die südafrikanische Kinderärztin Dr. Avy Violari am Montag bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse. Zwar haben die Forscher eine kleine Menge HI-Viren in den Immunzellen der Neunjährigen gefunden. Doch das Immunsystem ist stark, es gibt kein Zeichen einer HIV-Infektion und auch keine Symptome.

Diese Nachricht gibt Ärzten, die mit HIV-positiven Neugeborenen zu tun haben, neue Hoffnung. Es handelt sich tatsächlich um den ersten Fall in Afrika überhaupt, bei dem ein HIV-infiziertes Kind scheinbar ohne weitere Behandlung symptomfrei wurde.

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So könnte künftig vielen Kindern erspart werden, jeden Tag stark wirkende Medikamente einzunehmen. Für Norbert Brockmeyer, HIV-Experte der Ruhr-Universität Bochum, ist das Ergebnis dennoch nicht überraschend: „Wir wissen seit Jahren, dass manche Menschen bei frühzeitiger Therapie jahrelang ohne weitere Behandlung HIV kontrollieren“, erklärt er science.ORF.at.

Rasche Behandlung kann lebenslange Medikamente ersetzen

Dazu gehöre beispielsweise die „Visconti-Kohorte“ in Frankreich: Die etwa zehn HIV-Positiven bekamen kurz nach der Infektion eine antiretrovirale Therapie. Nach etwa drei Jahren wurde sie abgebrochen, auch nach vielen Jahren fanden die Forscher bei den Betroffenen kaum HI-Viren.

Insgesamt ist es weltweit der dritte Fall. Ein weiteres derartiges Beispiel ist das „Mississippi Baby“: Das Mädchen wurde im Jahr 2010 geboren und infizierte sich bei seiner Geburt mit HIV. Die ersten 18 Monate ihres Lebens bekam sie antiretrovirale Medikamente – dann verschwand die Mutter mit ihrem Kind. Als die beiden nach einem Jahr wieder auftauchten, war der Virus trotz der langen Pause noch immer nicht nachweisbar. Hoffnungen, dass sie geheilt wurde, erfüllten sich nicht: Im Jahr 2014 konnte der HI-Virus erneut nachgewiesen werden.

Bis jetzt gilt nur ein Mensch als geheilt

Bisher gilt Timothy Ray Brown als einziger Mensch, der von einer HIV-Infektion geheilt wurde: Der als „Berliner Patient“ bekannt gewordene Mann war 2006 an Leukämie erkrankt und benötigte eine Stammzell-Transplantation.

Die Ärzte der Berliner Charité fanden einen Spender, dem der CCR5-Rezeptor fehlte. Das ist ein Einfallstor, durch das HIV in viele Körperzellen eindringt. Seit der Transplantation ist der Erreger bei Brown nicht mehr nachweisbar.

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