Donnerstag, 28. März 2024
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Papst Franziskus segnet unabsichtlich Regenbogenfamilie

Standardschreiben aus dem Vatikan wird zum Politikum

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Da ist wohl im Vatikan etwas schief gegangen: Das Staatssekretariat des Kirchenstaates schickte einer Familie zur Taufe ihrer drei Kinder einen Glückwunschbrief und ein signiertes Foto von Papst Franziskus. Doch dabei haben die Vatikan-Beamten offenbar übersehen, dass die Eltern der Kinder ein schwules Paar sind.

LGBT-Aktivist und sein Partner adoptierten drei Kinder

Der 53-jährige Toni Reis ist Vorsitzender der brasilianischen LGBT-Organisation „Grupo Dignidad“. Gemeinsam mit seinem Partner, dem Briten David Harrad, zieht er drei Kinder groß: Vor fünf Jahren adoptierte das Paar den jetzt 16-jährigen Allyson, zwei Jahre später kamen die jetzt 14-jährige Jéssica und der elfjährige Filipe dazu.

Im April ließen sich alle drei Kinder in einer katholischen Kirche im südbrasilianischen Curitiba taufen. Daraufhin schickte das stolze Elternpaar ein Familienfoto mit den Taufurkunden an den Vatikan. Reis bedankte im Begleitschreiben sich beim Papst, dass seine Kinder getauft werden durften.

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Vatikan schickte eine Antwort und segnete die Familie

Vatikan-Brief an Toni Reis
Toni Reis/Facebook

Und wider Erwarten gab es eine Reaktion aus dem Vatikan: In einem Brief des vatikanischen Staatssekretariats gratulierte Monsignore Paolo Borgia den Eltern im Namen von Papst Franziskus dazu, dass sie ihre drei Kinder taufen ließen. Außerdem schicke der Papst der Familie seinen Segen und seine Anerkennung. Dem Brief war auch ein signiertes Bild des Pontifex beigelegt.

Reis freut sich über die Antwort und machte den Brief öffentlich: „Wir sind extrem glücklich, diese unerwartete Nachricht bekommen zu haben und auch darüber, was sie für Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern bedeutet“, so der Aktivist, der mit seinem Partner seit 27 Jahren zusammen ist. Das Schreiben bedeute einen „großen Fortschritt für eine Institution, die während der Inquisition Schwule verbrannte und nun ein offizielles Schreiben verschickt, um unsere Familie zu beglückwünschen“, sagte er lokalen Medien.

Nun dürfte dem Vatikan die Sache peinlich sein

Doch ganz so dürfte das der Vatikan nicht gemeint haben. Am Dienstag reagierte der Heilige Stuhl etwas verschnupft auf die Sache und versuchte, die Antwort herunterzuspielen. „Der Brief ist das Standardschreiben einer Antwort, die der Vatikan allen Menschen schickt, die dem Papst schreiben, und deshalb war es kein Brief, der sich speziell an sie gewandt hat“, heißt es gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur CNA.

Familie von Toni Reis
Toni Reis/Facebook

Außerdem dürfe man in diesem Fall den Ausdruck Familie nicht so eng sehen, erklärte Vatikan-Pressesprecherin Paloma Ovejero: „Obwohl es zutrifft, dass das Antwortschreiben einen Hinweis auf einen Segen der Familie des Empfängers enthält, ist der Ausdruck im Portugiesischen von allgemeiner und weitreichender Bedeutung, mit der ‚alle Ihnen nahe stehenden Menschen‘ gemeint ist“, erklärt sie.

Dass Harrad als Absender des Briefs in der Anrede nicht erwähnt wurde, sei ein „weiteres Zeichen, dass das Staatssekretariat sich nicht bewusst war, dass es sich um ein homosexuelles Paar gehandelt hat“. Das will Reis aber nicht glauben – immerhin hat er dem Schreiben ein Foto seiner Regenbogenfamilie beigelegt.

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