Dienstag, 16. April 2024
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PrEP-Monatsdosis in Österreich für 318 Euro erhältlich

Damit liegt der Listenpreis für das günstigste Generikum halb so hoch wie in Deutschland

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Für viele schwule Männer ist die Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) eine Möglichkeit, das Risiko einer HIV-Infektion auch ohne Kondom gering zu halten. Eine Tablette des HIV-Medikaments Truvada pro Tag soll Studien zufolge vor einer Infektion mit dem Virus schützen. Doch der Schutz durch die Tablette wird in Österreich nicht von der Krankenkasse bezahlt – und mit einem Listenpreis von 995 Euro pro 30-Stück-Packung ist das Original-Präparat für die meisten Interessenten unerschwinglich.

Ausgelaufener Patentschutz für Truvada macht den Markt für Generika-Hersteller interessant

Das ändert sich jetzt. Denn der internationale Patentschutz für Truvada ist abgelaufen. Zahlreiche Hersteller von Generika, also wirkstoffgleichen Nachbauten der Original-Medikamente, sind deshalb schon in den Startlöchern. Sie wollen sich dieses Geschäft nicht entgehen lassen. Dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) zufolge sind derzeit in Österreich neun Medikamente zugelassen, die wirkstoffgleich mit Truvada sind. Sechs davon dürften auch für die PrEP verschrieben werden.

Doch tatsächlich auf dem Markt erhältlich ist derzeit nur ein Produkt, „Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil Mylan 200 mg/245 mg Filmtabletten“. Der Generika-Hersteller Mylan geht dabei mit einem wahren Kampfpreis auf den Markt: 30 Tabletten des Präparats, also eine Monatsdosis, kosten laut Arzneimittelliste nur 318 Euro – also nur etwas mehr als ein Drittel des Originalmedikaments.

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Niedriger Preis für Truvada-Generikum verwundert  Experten: PrEP-Kunden als Zielgruppe?

Dieser extrem niedrige Preis verwundert auch Christoph Baumgärtel vom BASG im Gespräch mit GGG.at. Denn um als Generikum auf der Erstattungsliste der Sozialversicherungen zu landen, würde es reichen, halb so teuer wie das Original zu sein. Dann muss der Originalhersteller vom Ursprungspreis dreißig Prozent nachlassen, um auf der Liste zu bleiben. Dass der Hersteller des Generikums sein Medikament von vornherein deutlich günstiger anbietet sei unüblich, so der Experte.

Gut möglich, dass sich die Pharmafirma damit für eine Preisschlacht unter den Gernerika-Produzenten wappnet. Denn jene Firmen, deren Medikamente zwar zugelassen, aber noch nicht auf dem Markt sind, müssen sich nun an diesem niedrigen Preis orientieren – und nicht an dem deutlich höheren Preis des Original-Präparats.

Etwa die Hälfte der Betroffenen hat Interesse an der PrEP – muss die Kosten aber selbst übernehmen

Denn der Markt für Truvada-Generika zur Vorbeugung einer HIV-Infektion ist auch in Österreich vorhanden, wenn man Parallelen zu einer Umfrage der deutschen Aids-Hilfe ziehen darf. Dieser zufolge haben im Jahr 2016 etwa die Hälfte der befragten schwulen und bisexuellen Männer Interesse, die PrEP zu nutzen.

Damit sind die Medikamente für eine PrEP in Österreich erheblich günstiger als beispielsweise in Deutschland. Dort ist das Originalmedikament mit 800 Euro zwar günstiger – das billigste Generikum ist nach einer Erhebung des deutschen Online-Portals queer.de mit etwa 600 Euro aber fast doppelt so teuer wie in Österreich.

Von der Krankenkasse wird die Tablette gegen eine HIV-Infektion aber trotzdem nicht bezahlt werden. Denn das Sozialversicherungsgesetz regelt, dass nur Medikamente gezahlt werden, die zur Behandlung einer Krankheit notwendig sind – nicht aber Präparate zur Vorbeugung. Und auch die privaten Krankenversicherer haben auf Nachfrage von GGG.at wenig Interesse, ihren schwulen und bisexuellen Kunden diese finanzielle Last abzunehmen.

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