Freitag, 19. April 2024
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Serbien: Regierungschefin Ana Brnabić führt Belgrade Pride an

Stark gesichert kann die Veranstaltung ohne Zwischenfälle stattfinden

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In Belgrad konnte am Sonntag die „Beograd Prajd“, die einzige LGBT-Parade in Serbien, ohne größere Zwischenfälle stattfinden. Zum ersten Mal hat auch ein Regierungsoberhaupt an der Veranstaltung teilgenommen: Die offen lesbische Ministerpräsidentin Ana Brnabić führte den etwa tausend Teilnehmer starken Zug an. Unter dem Slogan „Wir wollen Veränderung“ marschierten die Teilnehmer unter strengen Sicherheitsvorkehrungen vom Cvetni trg (Blumenplatz) zum Platz der Republik.

„Diversity macht unsere Gesellschaft stärker“, macht Ana Brnabić klar

„Die Regierung ist für alle Bürger da und wird die Achtung der Rechte für alle Bürger sichern. Wir wollen ein Signal senden, dass Diversity unsere Gesellschaft stärker macht, dass wir zusammen mehr erreichen können“, sagte Brnabić gegenüber Reportern: „Meine Botschaft an die serbischen Bürger ist, dass die Regierung die Rechte aller Bürger respektiert – der Minder- wie der Mehrheiten.“

Die 41-Jährige betonte außerdem, es sei gut, dass es Antidiskriminierungsgesetze gebe und die Gewalt gegenüber Minderheiten abnehme. „Aber es ist genau so wichtig, dass wir aufhören, uns mit Worten zu verletzen. Egal wieviel Schmerz ein Schlag ins Gesicht ausrichten kann, die Schwere eines Wortes ist oft viel verletzender“, so die serbische Ministerpräsidentin.

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Auch zwei weitere Minister und der Bürgermeister von Zagreb nehmen an dem Demonstrationszug teil

Bereits im letzten Jahr nahm Brnabić, damals noch Verwaltungsministerin, an der Parad teil. Auch Arbeitsminister Zoran Đorđević, Verwaltungsminister Branko Ružić und der Bürgermeister von Belgrad, Siniša Mali, nahmen dieses Jahr an dem Zug teil, der Schluss- und Höhepunkt der Pride Week in der serbischen Hauptstadt ist. Mali sagte, er erwarte, dass „alles gut geht und Belgrad einmal mehr zeigt, dass es eine Stadt ist, in der jeder gleiche Rechte hat“.

Das war in den letzten Jahren nicht unbedingt so: Der erste Versuch, in Belgrad eine Lesben- und Schwulenparade durchzuführen, endete 2001 in gewalttätigen Auseinandersetzungen: Die Teilnehmer wurden von rechten Hooligans und Ultranationalisten angegriffen.

Noch 2010 kam es bei der Belgrade Pride zu schweren Zwischenfällen

Im Jahr 2010 wurden die Teilnehmer zwar von der Polizei geschützt, allerdings kam es im gesamten Stadtzentrum von Belgrad trotzdem zu schweren Zwischenfällen zwischen Polizei und Hooligans. So haben Nationalisten Teilnehmer der Belgrade Pride unter anderem mit Steinen und Brandbomben beworfen. Dabei wurden fast 100 Menschen verletzt, die meisten davon Polizisten. Daraufhin wurde die Parade in den kommenden Jahren von den serbischen Behörden verboten, offiziell aus Sicherheitsgründen.

Von solchen Ausschreitungen war die Belgrade Pride dieses Jahr weit entfernt, wie auch schon in den letzten drei Jahren. Doch trotzdem waren die Sicherheitsvorkehrungen enorm: Die Innenstadt wurde von etwa 2.000 Polizisten abgeriegelt. Es gab kleinere Gegenproteste von Nationalisten und Anhängern der serbisch-orthodoxen Kirche.

Einer der Gegendemonstranten wurde festgenommen und von einem Gericht vorläufig in Untersuchungshaft gesteckt – für die „Vorbereitung einer Tat gegen die Verfassung und Sicherheit Serbiens“. Diese Haft kann nach serbischem Recht auf bis zu 30 Tage ausgeweitet werden.

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