Dienstag, 23. April 2024
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Tunesien verzichtet auf Anal-Zwangsuntersuchungen bei schwulen Männern

Trotzdem bleiben einvernehmliche homosexuelle Handlungen verboten und werden mit bis zu drei Jahren Haft bestraft

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Auch, wenn Homosexualität in Tunesien verboten bleibt – in dem nordafrikanischen Land gibt es nun eine wichtige Änderung, die schwulen Männern zumindest etwas mehr Würde lässt. Denn Tunesien verbietet einen Großteil der umstrittenen Analuntersuchungen zur Feststellung von Homosexualität.

Denn bislang konnten die Behörden diese Untersuchungen auch gegen den Willen des Betroffenen durchführen. Damit soll jetzt Schluss sein. „Diese Prüfungen können nicht länger mit Gewalt – körperlicher oder moralischer – durchgeführt werden und nie ohne die Zustimmung der betroffenen Person“, erklärte Mehdi Ben Gharbia, tunesischer Minister für Menschenrechte. Das Land habe sich „verpflichtet, die sexuelle Minderheit vor jeder Form von Stigmatisierung, Diskriminierung und Gewalt zu schützen“, so der Minister.

Richter können Untersuchung nicht mehr gegen den Willen des Betroffenen anordnen

Zwar können Richter nach wie vor eine der umstrittenen Untersuchungen anordnen und als Beweismittel nutzen. Lehnt der Betroffene die Untersuchung aber ab, darf er deshalb nicht automatisch schuldig gesprochen werden. Das könnte de facto das Ende dieser umstrittenen Praxis bedeuten. Wann die Änderung in Kraft tritt, ist noch nicht bekannt.

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Analuntersuchungen zur Feststellung von männlicher Homosexualität werden international stark kritisiert: Für Menschenrechtsaktivisten ist diese Untersuchung eine Form der Vergewaltigung. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sehen die Vereinten Nationen diese Praxis als Folter an. Mediziner betonen immer wieder, dass die Untersuchungen ungeeignet sind, bestimmte sexuelle Praktiken sicher nachzuweisen.

Drei Jahre Haft auf Homosexualität – und trotzdem für LGBT das sicherste Land der Region

Homosexualität ist in Tunesien illegal und kann mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden – wobei Haftstrafen seltener sind als in den Nachbarländern. Im Jahr 2015 ermittelte ein Nahost-Menschenrechtsindex sogar, dass Tunesien das sicherste Land der Region für Lesben und Schwule sei.

Letztes Jahr hatte die anerkannte Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) einen Bericht veröffentlicht, wonach noch acht Länder die umstrittenen Anal-Zwangsuntersuchungen durchführten. Neben Tunesien wurden auch Ägypten, Kamerun, Kenia, der Libanon, Sambia, Turkmenistan und Uganda bezichtigt, diese „Untersuchungen“ durchzuführen.

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