Donnerstag, 28. März 2024
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Hier gibt es in Deutschland ab sofort die „50-Euro-PrEP“

Die ersten Apotheken bieten einen leistbaren Schutz gegen HIV-Infektionen an

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Die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) ist ein wirksame Waffe im Kampf gegen HIV – und auch eine teure. So kostet der Schutz vor einer HIV-Infektion, der privat bezahlt werden muss, in Österreich etwa 300 Euro pro Monat, in Deutschland gut 800 Euro. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht – so bleibt eine wirkvolle HIV-Prävention für viele schwule und bisexuelle Männer quasi unleistbar.

Eigeninitiative eines Apothekers aus Köln ermöglicht die leistbare PrEP

Dagegen möchte ein Apotheker aus Köln etwas tun. So konnte Erik Tenberken von der Birken-Apotheke in Köln den Pharma-Hersteller Hexal dafür gewinnen, das entsprechende Generikum in einer speziell für die PrEP zugelassenen Form in Blistern vertreiben zu dürfen, für jeden Kunden individuell und gegen Vorlage eines Rezepts. Die Kosten für 28 Tabletten sinken so auf 51 Euro.

Um die „50-Euro-PrEP“ beziehen zu können, benötigt man eine ärztliche Verschreibung. Darauf muss ein Text wie „28 Filmtabletten Emtricitabin/Tenofovir-Disoproxil zur Verblisterung für die PrEP“ stehen. Dann muss eine Kopie des Rezepts an die Birken-Apotheke geschickt werden. Die Tabletten werden dann an eine Partnerapotheke geschickt, dort bekommt sie der Kunde nach einem Beratungsgespräch gegen Vorlage des Originalrezepts.

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Bei diesen Apotheken in Deutschland ist die „50-Euro-PrEP“ erhältlich:

Berlin: Witzleben-Apotheke; Apotheke in der Axel-Springer-Passage
Düsseldorf: Albert-Schweitzer-Apotheke
Frankfurt/Main: Eichwald-Apotheke
Hamburg: Alexander-Apotheke St. Georg
Hannover: Leibniz- Apotheke
Köln: Birken-Apotheke
München: Marien-Apotheke; Regenbogen-Apotheke

Seit Montag sind diese Tabletten bei Tenberken und einigen Partnerapotheken erhältlich. Und diese Liste könnte in den nächsten Wochen und Monaten noch länger werden. So erklärte der Apotheker gegenüber dem Mannschaft Magazin, dass auch 30 weitere Apotheken ihren Kunden die „50-Euro-PrEP“ anbieten wollen, darunter Apotheken aus Ulm, Stuttgart und Nürnberg.

Auch in Bochum gibt es ein Modell für eine leistbare PrEP

Davon unabhängig haben ein Arzt und eine Apothekerin in Bochum ein Angebot für eine PrEP zum Preis von 52 Euro ausgehandelt. Prof. Norbert Brockmeyer, Leiter des Bochumer STD-Zentrums Walk In Ruhr (WIR), und Dr. Inka Krude von der Alten Apotheke 1691 haben dafür mit dem slowenischen Generika-Hersteller TAD verhandelt. Das Präparat wird über das WIR ausgegeben.

Für die Deutsche Aids-Hilfe (DAH) ist die „50-Euro-PrEP“ ein Durchbruch: „Sie verschafft Menschen endlich Zugang zur Prophylaxe, die sie dringend brauchen. Die Lösung ist dieses Modell aber noch nicht: Zum einen ist die PrEP nicht überall verfügbar, zum anderen können sich auch 50 Euro nicht alle Menschen leisten. Wir brauchen einen flächendeckenden, über die Krankenkassen finanzierten Zugang zur HIV–Prophylaxe“, so  Vorstandsmitglied Ulf Hentschke-Kristal.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht – auch, wenn es sich für sie auszahlen würde

Volkswirtschaftlich würde sich eine Übernahme der Kosten für die PrEP durch die Krankenkassen übrigens lohnen: Verglichen mit den Kosten für eine lebenslange HIV-Therapie sparen sich die Kassen ab monatlichen Kosten von 580 Euro für die PrEP etwas, so eine Studie der Universität Rotterdam. So könnten der DAH zufolge in Deutschland bis zum Jahr 2030 mit der PrEP rund 9.000 HIV-Infektionen verhindert werden – und mit ihnen Therapiekosten, Arbeitsausfälle und Folgeerkrankungen.

Die Präexpositionsprophylaxe kann nur vor einer Infektion mit HIV schützen. Einen Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Infektionen wie Syphilis, Tripper oder Hepatitis bietet sie nicht. Deshalb sollte immer noch ein Kondom verwendet werden.

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