Donnerstag, 28. März 2024
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Dubai: Bringt ein unbedachter Griff an die Hüfte einen Schotten drei Jahre ins Gefängnis?

Eigentlich wollte er sich in der überfüllten Bar nur kurz abstützen - dann kam die Polizei

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In Dubai drohen einem 27-jährigen Schotten drei Jahre Haft, weil er seinen Drink nicht verschütten wollte: Um das Gleichgewicht zu halten, fasste er in einer Bar einem Mann an die Hüfte. Und muss sich deshalb nun vor Gericht verantworten, berichtet der Guardian.

Er wollte sich in der überfüllten Bar nur abstützen – stattdessen wurde er verhaftet

Es war der 15. Juli 2017, ein schöner Sommertag, in einer hoffnungslos überfüllten Bar in Dubai: Jamie Harron bestellte sich einen Drink. Auf dem Rückweg zu seinem Tisch kam er in der Menschenmenge aus dem Gleichgewicht. Damit er nichts verschütterte, hielt er sich an der Hüfte eines Jordaniers fest.

Doch was in fast jedem anderen Land der Erde kein Thema ist, hat in Dubai gravierende Folgen: Der Mann alarmierte die Polizei. Eine halbe Stunde nach dem Vorfall wurde er festgenommen. Er musste fünf Tage  im Al-Barsha-Gefängnis verbringen. Der Pass wurde ihm abgenommen.

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Nun könnte er wegen einer „unsittlichen Handlung in der Öffentlichkeit“ drei Jahre ins Gefängnis kommen

Harron muss sich nun wegen Alkoholkonsums und einer „unsittlichen Handlung in der Öffentlichkeit“ vor Gericht verantworten. Seit drei Monaten wartet der Mann auf eine Entscheidung. Er bestreitet jeden sexuellen Hintergedanken – er habe nur das getan, was in jeder britischen Bar jeden Tag passiere.

Und auch, wenn er wegen der „unsittlichen Handlung“ freigesprochen wird, droht dem Schotten noch eine Verurteilung wegen Alkoholkonsums. Denn auch wenn er in einer lizensierten Bar für Nicht-Muslime getrunken hat, kann in Dubai jede Person verhaftet, der Alkohol im Blut nachgewiesen werden kann, erklärt ein Sprecher der Gruppe Detained in Dubai, die sich für in Dubai verhaftete Ausländer einsetzt.

Der Schotte hat bereits seinen Job und sein ganzes Geld verloren

Seinen Job als Elektriker hat der 27-jährige Schotte bereits verloren – eigentlich arbeitete er in Afghanistan und hatte in Dubai nur einen zweitägigen Zwischenstopp einlegt. Auch seine gesamten Ersparnisse sind bereits aufgebraucht. Bis jetzt hat den Schotten der unbedachte Griff schon 33.000 Euro gekostet.

Für seinen Anwalt ist der junge Mann ein Opfer der Justiz. Die Chancen, aus Dubai ausreisen zu können und mit einem blauen Auge davonzukommen, stuft der Jurist aber als gering ein. Im Gegenteil: Er befürchtet, dass das Risiko, bis zu drei Jahre ins Gefängnis zu gehen, hoch sei, berichtet Detained in Dubai.

Hat das britische Außenministerium zu wenig für Jamie Harron gemacht?

Harrons Eltern kritisieren das britische Außenministerium: „Die britische Botschaft hat nichts gemacht, um ihm zu helfen. Die denken wohl, es ist absolut in Ordnung für einen britischen Bürger, so misshandelt zu werden“, so sein Vater. Das Außenministerium selbst wollte zu dem Fall keinen Kommentar abgeben. „Wir bieten ihm konsularische Unterstützung an“, bestätigen die Diplomaten lediglich, mit Jamie Harron in Kontakt zu stehen.

Dubai gehört zu jenem Teil der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), in dem auf Homosexualität theoretisch auch die Todesstrafe steht. Einvernehmliche homosexuelle Handlungen werden mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft. Auch Ausländer kommen deshalb vor den Richter. So wurde im Jahr 2012 ein schwules Paar zu drei Jahren Haft verurteilt, weil sie sich in der Öffentlichkeit geküsst und geknuddelt haben.

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