Donnerstag, 18. April 2024
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„Pristina Pride“: Erste LGBT-Parade des Kosovo war ein Erfolg

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In Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, hat gestern unter massiven Sicherheitsvorkehrungen die erste LGBT-Parade des Landes stattgefunden. Das berichtet Radio Free Europe. Präsident Hashim Thaçi betonte bei dieser Gelegenheit, der Kosovo sei auf den Prinzipien von Gleichheit und Freiheit für alle Gruppen errichtet.

Unter dem Titel „Im Namen der Liebe“ sind etwa 300 Demonstranten friedlich vom Skanderbeg-Platz, dem Sitz des Parlaments im Zentrum der Stadt, auf den etwa 500 Meter entfernten Zahir-Pajaziti-Platz marschiert, wo ein Konzert abgehalten wurde. Sie hielten Plakate, auf denen Sprüche wie „Liebe kennt kein Geschlecht“ standen. Die Parade war der Abschluss der eine Woche andauernden Pride Week.

Die Drohungen der Paraden-Gegner waren nur leere Worte

In der Nacht vor dem Marsch hatten verschiedene Medien E-Mails von „revoltierenden Bürgern“ erhalten, dass alle, „die dem Land Gutes wünschen“ von der Parade fernbleiben sollten, sonst würden sie „das gleiche Schicksal erleiden wir jene, die an diesem Tag hinausgehen“.

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„Im Namen der Moral, tötet jene, die unmoralisch sind“, hieß es in der Mail weiter. Dementsprechend haben zahlreiche Polizisten in Zivil die Veranstaltung geschützt. Die Parade verlief ohne Zwischenfälle. Lediglich eine Gruppe junger Menschen hat gegen den Marsch demonstriert.

Präsident und Premierminister stellen sich demonstrativ hinter die LGBT-Community

Vor dem Start der Parade hat Präsident Thaçi Teilnehmern und Reportern erklärt, man werde „niemandem im Kosovo erlauben, Angst und Drohungen gegen Einzelne oder Gruppen zu verbreiten“. Am Marsch selbst nahm der Präsident dann nicht teil.

Auch Premierminister Ramush Haradinaj, der bei der Eröffnungsveranstaltung der Pride Week am 6. Oktober anwesend war, nahm aus Termingründen nicht an dem Marsch teil. Er betonte allerdings, dass die Demonstration zeige, dass die Politik im Kosovo die Rechte der LGBT-Community respektiere.

Aktivisten aus Serbien, Albanien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina marschierten mit

Dafür wurde die Community unter anderem von US-Botschafter Greg Delawie unterstützt, der mitmarschierte. Auch LGBT-Aktivisten aus Serbien, Albanien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina marschierten friedlich bei der ersten Pristina Pride mit.

Organisiert wurde sie gemeinsam von neun LGBT-Organisationen. Sie wollten damit Öffentlichkeit und Behörden dazu aufrufen, ihre Anstrengungen gegen Gewalt gegen sexuelle Minderheiten zu verstärken und den Opfern dieser Gewalt mehr zu helfen.

Diese Parade war die erste, die auch groß öffentlich angekündigt wurde. In den letzten drei Jahren gab es immer wieder kleinere Märsche der LGBT-Community, die auch von der Politik oder Diplomaten unterstützt wurden.

Trotz Antodiskriminierungsgesetz das homophobste Land am Balkan

Der Kosovo verfügt seit 2004 über ein Antidiskriminierungsgesetz, das auch sexuelle Minderheiten schützt, im Jahr 2015 wurde auch Geschlechtsidentität zu den Merkmalen hinzugefügt. Im Rahmen der diesjährigen Pride Week hat Premierminister Haradinaj angekündigt, die Rechte der LGBT-Community zu stärken.

Die Praxis sieht aber in dem kleinen Balkan-Staat anders aus: So werden sexuelle Minderheiten in dem Staat mit 1,9 Millionen mehrheitlich konservativ-muslimischen Einwohnern oft diskriminiert. Einer Studie des National Democratic Institute zufolge ist der Kosovo das homophobste Land der Region.

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