Freitag, 29. März 2024
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[Video] Britischer Neonazi outet sich als schwul – und sagt sich von der Szene los

Kevin Wilshaw ist schwul und jüdischer Abstammung. Trotzdem war er rechtsradikal - jetzt distanziert er sich davon

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Kevin Wilshaw ist einer der bekanntesten Neonazis in Großbritannien. Jetzt hat er bekanntgegeben, sich von der Bewegung zu distanzieren – und sich in einem Interview mit dem Sender Channel 4 als schwul geoutet.

Vier Jahrzehnte lang engagierte sich Kevin Wilshaw in rechtsextremen Gruppen

Wilshaw erreichte vor allem in den 1980er Jahren durch die National Front, eine rechtsextreme Partei, die ihren Höhepunkt in den 1970er- und 1980er-Jahren hatte, eine gewisse Bekanntheit. Auch engagierte er sich in der rechtsextremen British National Party. Danach war er ein „freiberuflicher Rassist“, wie er es selbst nannte. Doch damit ist jetzt Schluss. Nach mehr als vier Jahrzehnten sagt er sich jetzt von der rechtsextremen Szene los.

In einem Interview mit Channel 4 spricht er erstmals über den Grund für seinen Ausstieg: Seine eigene Homosexualität. Die Homophobie innerhalb der Szene habe ihn dazu bewogen, mit ihr zu brechen, so Wilshaw. „Bei einer oder zwei Gelegenheiten in der jüngsten Vergangenheit habe ich den blanken Hass von Leuten zu spüren bekommen, zu denen ich nicht gehören möchte“, erklärt er.

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„Wenn man schwul ist, ist das in der Gesellschaft akzeptiert, aber nicht in dieser Gruppe von Leuten, und es hat ein oder zwei Gelegenheiten gegeben, bei denen vermutet wurde, dass ich schwul bin und ich dann zum Opfer wurde.“

Wilshaw hatte auch Kontakt zu dem Mann, der eine Bombe in einer Londoner Schwulenbar legte

Gegenüber Channel 4 sagt Wilshaw auch, dass er während seiner Zeit als Neonazi auch Kontakt mit einigen rechtsextremen Homo-Hassern hatte – unter anderem auch mit dem Terroristen David Copeland. Dieser tötete drei Menschen und verletzte mehr als 70, als er am 30. April 1999 eine Nagelbombe im Admiral Duncan Pub, einer beliebten Schwulenbar in der Old Compton Street im Londoner Stadtteil Soho deponierte.

Und auch ein zweites Geheimnis lüftete Kevin Wilshaw in dem Fernsehinterview: Er hat jüdische Wurzeln mütterlicherseits. Auf dem Beitrittsformular zur National Front schrieb er allerdings, er würde Juden hassen. „Dieser Begriff ‚die Juden‘ ist eine weltweite gesichtslose Masse an Menschen, die man nicht personalisieren kann, keine einzelnen Menschen. Diese Generalisierung hat dazu geführt, dass sechs Millionen Menschen vorsätzlich ermordet wurden“, sagt er.

„Ich wollte Teil einer Gruppe sein“, versucht er zu erklären, warum er mitgemacht hat

Aber warum zog ihn eine Gruppe, die alles was er verkörpert, eigentlich hasst, so an? „Ich hatte in der Schule nicht viele Freunde, ich wollte Teil einer Gruppe von Menschen sein, die ein Ziel hatten, und ich glaubte, bei dieser Sache mitzumachen wäre Kameradschaft“, versucht der ehemalige Neonazi eine Antwort. „Sogar, wenn man als Gruppe endet, die durch ihre extremen Ansichten keine Verbindungen zur Gesellschaft hat, hat man dieses Gefühl der Kameradschaft, weil man Teil einer Gruppe ist, die von anderen Menschen angegriffen wird.“

Heute ist sich Wilshaw darüber im Klaren, dass sich seine sexuelle Orientierung und seine Herkunft seinen öffentlich vorgetragenen Überzeugungen widersprechen. „Es ist verdammt selbstsüchtig, wenn ich das jetzt sage, aber es ist so: Ich habe gesehen, wie Menschen misshandelt wurden, angeschrien oder auf der Straße angespuckt. Aber solange das nicht einen selbst betrifft, merkt man nicht, dass es falsch ist, was man tut.“

Auf die Frage, warum er nun darüber spricht, sagt Wilshaw im Gespräch mit Channel 4: „Ich möchte den Leuten, die solche Propaganda verbreiten, schaden. Ich möchte ihnen weh tun.“ Kevin Wilshaw musste in den frühen 1990er-Jahren wegen Vandalismus gegen eine Moschee in Haft. Diesen März, bevor er sich von der Szene distanzierte, war er in Haft, weil er online Hasspostings verbreitete

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