Freitag, 19. April 2024
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Zum sechsten Mal: Filmfestival Transitions macht queere Minderheiten sichtbar

International anerkanntes Festival gewinnt auch in Wien immer mehr an Aufmerksamkeit

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In Wien beginnt heute das Filmfestival Transition, das zum sechsten Mal queere Vielfalt dokumentiert. In den nächsten neun Tagen werden unter dem Motto „Claim Your Space“ acht Spiel-, elf Dokumentar- und 28 Kurzfilme gezeigt, vor allem im Schikaneder-Kino im 4. Wiener Gemeindebezirk.

Eine cineastische Plattform für queere Minderheiten

Der Fokus liegt einmal mehr auf Inhalten, die queere Minderheiten abbilden und ihnen innerhalb der Community eine cineastische Plattform bieten. „Es braucht Minderheiten, um bestehende Klischees aufzubrechen und anderen Mut zu machen. Und es braucht Räume, Plattformen und Netzwerke, wo das geschehen kann. Nur so kann der Weg für mehr Miteinander, Solidarität und Toleranz geebnet werden“, sagt Yavuz Kurtulmus, Transition-Gründer und Festival-Direktor gegenüber dem ORF.

Eröffnet wird das Filmfestival heute mit zwei besonderen Filme: „Sisak“ ist der erste LGBTIQ+ Stummfilm aus Indien. Er beeindruckt mit großartigen Aufnahmen aus dem schnelllebigen Bahnbetrieb von Mumbai und erzählt von einer berauschenden Romanze zwischen zwei Männern, die sich abends nach der Arbeit immer wieder im Zug begegnen.

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Danach erwartet das Publikum die kanadische Dokumentation „Girl Unbound: The War To Be Her“. Um ihren Lieblingssport Squash ausüben zu dürfen, kleidet sich Maria Toorpakai als Bub, denn in ihrem Heimatort in Pakistan herrschen die Taliban, die es Mädchen untersagen Sport auszuüben. Sie ist eine der berühmtesten Squash-Nachwuchsspielerinnen des Landes, als ihre wahre Identität entdeckt wird und sie und ihre Familie fortan mit dem Tod bedroht werden.

Queer Refugees Kurzprogramm gibt LGBT-Flüchtlingen eine Stimme

Einen weiteren Schwerpunkt von Transition bildet das Queer Refugee Kurzprogramm. Die Lage von LGBT-Flüchtlingen hat sich im letzten Jahr kaum verbessert – darum habe man sich wieder dafür entschieden, die Geschichten jener zu erzählen, die aufgrund ihrer Sexualität ihr Heimatland verlassen müssen. Am Sonntag, dem 12. November 2017, sind ab 17.00 Uhr insgesamt fünf Queer Refugee Short Films im Schikaneder Kino zu sehen – zwei davon sind österreichische Produktionen.

Auch sprengt Transition dieses Jahr die Grenzen des Films:  Begleitet wird das Festival von der Fotoausstellung „B-Project“ im Café Willendorf. Die Künstlerin Maja Radosaljevic zeigt dort die Vielfalt von weiblichen Körperteilen und übt damit Kritik an der Mainstream-Fotografie wie auch an gesellschaftlichen Normen.

Diskussion über afrikanische Lebensrealitäten sexueller Minderheiten rundet das Programm ab

Die Oriental Queer Organization Austria lädt außerdem am Dienstag, dem 14. November, zu einer Podiumsdiskussion mit Performance und Filmvorführung zum Thema „Kampf ohne Anerkennung“, um die afrikanischen Lebensrealitäten der LGBTIQ+ Menschen besser begreiflich und insbesondere die Lage und Rolle der Frauen im Kampf gegen Diskriminierung sichtbar zu machen.

Den Machern von Transition rund um Kurtulmus geht es darum, queere Personen – in ihrer Vielfalt zu begreifen und zu erzählen. Denn queere Personen können gleichzeitig Migranten, Flüchtlinge oder Menschen mit Behinderung sein. Eine Vielfalt, die in Wien sonst keinen Raum hat.

Erste Zeichen von schwarz-blau: Erstmals musste das Festival verkleinert werden

Doch diese ist jetzt gefährdet: Zum ersten Mal seit seiner Gründung musste das Festival sein Programm einschränken. „Durch die Nationalratswahlen hat es uns ziemlich erwischt. Ich glaube, es wussten schon alle, was auf uns zukommt. Niemand konnte uns mehr Förderungen garantieren“, erzählt Kurtulmus der Wiener Zeitung.

Die Stadt Wien förderte Transition zwar zum ersten Mal, aber das Programm musste trotzdem verkleinert werden:  Jury und Filmemacher aus dem Ausland konnten nicht eingeflogen werden. Für Kurtulmus ein herber Rückschlag. Trotzdem ist der künftige Kurs des Filmfestivals klar: „Claim Your Space“ wird auch die nächsten Jahre das Motto von Transition sein – bis zum zehnten Jubiläumsjahr.

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