Donnerstag, 28. März 2024
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15-Jähriger mordet aus Homophobie: Heute beginnt der Prozess

Weil er den Burschen „einmalig und ohne jeglichen Nachdruck“ zum Sex aufgefordert hat, musste ein 64-Jähriger sterben

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In Ulm muss sich ein 16-jähriger Obdachloser ab heute wegen Mordes vor dem Landgericht verantworten: Ihm wird vorgeworfen, am 23. Mai einen 64 Jahre alten Mann aus Schwulenhass in dessen Wohnung brutal ermordet zu haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Der Prozess findet unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.

Der Anklage zufolge hat der damals 15-Jährige Deutsche mit türkischen Wurzeln sein späteres Opfer in einem Lokal nahe des Ulmer Hauptbahnhofs angesprochen. Er bat den Mann „um etwas zu trinken, zu rauchen und um einen Schlafplatz“, so die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage. Die beiden Männer einigten sich und gingen in die Wohnung des 64-Jährigen in der Schillerstraße.

Der obdachlose Bursche soll den ahnlungslosen 64-Jährigen erstochen haben und dann verbluten lassen

Dort angekommen soll der Mann den Jugendlichen „einmalig und ohne jeglichen Nachdruck“ aufgefordert haben, mit ihm ins Schlafzimmer zu gehen, damit sie dort Sex hätten. Der Bursche soll zunächst zugestimmt haben – um dann in der Küche ein Messer zu holen. Damit soll er der Anklage zufolge auf sein wehrloses Opfer eingestochen haben.

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Als die Spitze des Messers abgebrochen sei, soll er zwei weitere Messer geholt und erneut auf den 64-Jährigen eingestochen haben. Der Mann hatte keine Chance: Er verblutete an Ort und Stelle – während der mutmaßliche Täter sich sauber machte.

Der Bursche nutzte laut Staatsanwaltschaft auch die Gelegenheit und durchsuchte die Wohnung nach Wertsachen. Dabei fand er etwas Bargeld und eine Digitalkamera. Um seine Spuren zu vernichten, soll der damals 15-Jährige das Sofa und Kleidungsstücke des Opfers, die er zu einem Stapel zusammengehäuft hatte, angezündet haben. Dann verließ er die Wohnung.

Nachbarn bemerkten Rauch in der Wohnung des Mannes – die Feuerwehr fand dann seine Leiche

Zu diesem Zeitpunkt haben sich noch sechs Menschen im Gebäude befunden. Die Feuerwehr konnte den Brand rechtzeitig löschen. Bewohner hatten gegen 21.00 Uhr Rauch gerochen und die Feuerwehr verständigt – diese fand dann schließlich auch die Leiche des 64 Jahre alten Mannes.

Drei Tage später wurde der Jugendliche schließlich unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Zeugen hatten ihn gesehen, außerdem wurde er auf der Flucht über den Bahnhofssteg gefilmt. Dem heute 16-Jährigen werden noch weitere Taten zur Last gelegt: So soll er zwei Tage zuvor ein Wohnhaus aus Wut auf einen Bekannten angezündet haben. Dabei kamen ebenfalls keine Bewohner zu Schaden.

Staatsanwalt: „Generelle Abneigung und Verachtung von Homosexuellen“ war das Motiv für die Tat

Die Anklage lautet deshalb auf Mord in Tateinheit mit Raub und schwere Brandstiftung. Als Motiv für die Tat sieht die Staatsanwaltschaft den Schwulenhass des damals 15-Jährigen. Sie geht davon aus, dass den Beschuldigten „bei der Tat seine generelle Abneigung und Verachtung von Homosexuellen geleitet haben dürfte“.

Die Staatsanwaltschaft wertet das als niederen Beweggrund, der strafverschärfend wirkt. Der Jugendliche ist weitgehend geständig, auch soll er Schwulenhass als Tatmotiv bestätigt haben. Das Gericht hat bis Ende Jänner insgesamt sieben Verhandlungstage angesetzt.

Um den minderjährigen Angeklagten zu schützen, findet das Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Höchststrafmaß ist dem deutschen Jugendgerichtsgesetz gemäß auf zehn Jahre begrenzt.

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