Freitag, 19. April 2024
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Belästigte Star-Regisseur Franco Zeffirelli einen Jungschauspieler?

25 Jahre nach dem Vorfall spricht Johnathon Schaech über einen verhängnisvollen Abend in einem Hotel auf Sizilien

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Schwere Vorwürfe gegen einen der größten Regisseure der Gegenwart: Schauspieler Johnathon Schaech beschuldigt den italienischen Regie-Altmeister Franco Zeffirelli, ihn während Dreharbeiten in Italien sexuell belästigt zu haben.

Für den Einstieg ins Schauspielgeschäft sollte Schaech willig sein

Der Vorfall soll sich im Jahr 1992 zugetragen haben. Der heute 48-Jährige war damals ein viel gebuchtes Männermodel, das seine ersten Ausflüge ins Schauspielgeschäft machte. So spielte er als 22-jähriger Newcomer in „Zeffirellis Spatz“ – er erhoffte sich davon seinen Durchbruch als Schauspieler. Nun erzählt er dem People-Magazin, was eines Abends geschah.

„Ich habe bemerkt, dass er von mir mehr wollte“, erinnert sich Schaech: „Er war damals in seinen Sechzigern, und man könnte glauben, dass ich in dieser Situation sicher gewesen sei. Aber ich wusste einfach, dass ich nicht sicher war. Ich habe es gefühlt. Mein Instinkt hat mir gesagt, ich soll mich von ihm fernhalten.“

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Wollte sich der Regisseur sturzbetrunken an dem Jungschauspieler vergehen?

Der mit einem Oscar ausgezeichnete Regisseur „hat extrem viel getrunken und ist dann sehr aggressiv und ausfallend geworden“. Als sie während der Dreharbeiten in einem Hotel in Sizilien nächtigten, klopfte der Franco Zeffirelli eines Nachts unaufhaltsam an die Zimmertür von Schaech.

„‚Franco hat fast jeden Tag gesagt: ‚Ich muss mit dir sein‘. An diesem Tag hat er Dinge gesagt wie: ‚Ich komme hoch, um  dich heute Nacht zu sehen‘, und ich sagte: ‚Das gefällt mir nicht, Franco, das ist nicht in Ordnung.‘ Er hat nicht zugehört“, so der 48-Jährige heute.

Zeffirelli besorgte sich den Zimmerschlüssel des Jungschauspielers, erinnert er sich: „Ich habe in meinem Bett geschlafen, und er ist ins Schlafzimmer gegangen und stand neben dem Bett, als ich aufwachte war er über mir. Er sah mir ins Gesicht. Ich habe ihm ‚nein‘ gesagt, und er hat mir gesagt: ‚Wir müssen.‘ Ich erinnere mich, wie sein Atem nach Scotch gerochen hat.“

„Er hat Sachen getan, auf die ich nicht stolz bin“

Was dann folgte, bereitet Johnathan Schaech heute noch Unbehagen. „Er hat mich in meinem Bett belästigt. Er hat seine Hand an Stellen gelegt, die ich mir nicht einmal vorstellen konnte und er hat Sachen getan, auf die ich nicht stolz bin“, erinnert sich der Schauspieler.

Und er wird konkreter: „Er hat seine Hose nicht ausgezogen, aber ich konnte sehen, wie er mit seinem Gürtel herumspielte. Er hat versucht, mich oral zu befriedigen, Ich erinnere mich, dass ich mir gedacht habe, ‚Gott, bitte nicht. Es geht mir gut, es geht mir gut.‘ Ich habe nichts getan. Ich bin einfach nur im Bett gelegen. Es hat sich angefühlt, als wären es vier Stunden, aber es waren wahrscheinlich nur 30 Sekunden.“

„In dem Moment habe ich nicht daran gedacht, dass ich das wegen meiner Karriere tun musste. Stattdessen hat es sich wie ein Initiationsritus angefühlt, als ob ich das irgendwie tun musste. Ich war verwundbar, ich habe nicht geschrien, ich habe ihn nicht physisch aufgehalten, und ich habe 25 Jahre lang gebraucht, um die Frage zu beantworten, warum ich es nicht getan habe“, so Schaech gegenüber People.

Um dieses Trauma zu überwinden, fing Schaech an zu trinken und Drogen zu nehmen

Denn das Trauma hat bei Schaech etliche Wunden aufgerissen. „Als er diese Grenze überschritten hatte, bin ich von dem jungen charmanten Menschen jemand geworden, der sich selbst nicht kannte. Ich bekam gewaltige Probleme mit Alkohol und Drogen, war sex-süchtig – das ist schuld, dass meine Welt lange aus den Fugen geriet. Ich habe diese Scham die ganze Zeit mit mir herumgetragen.“ Den Mut, über das Erlebte zu reden, habe ihn Rose McGowan gegeben, Begründerin der #metoo-Bewegung.

Johnathon Schaech ist nicht der erste Schauspieler, der Franco Zeffirelli bezichtigt, sich ihm unangemessen sexuell genähert zu haben. Auch Bruce Robinson berichtete über sexuelle Belästigungen des Regisseurs während der Dreharbeiten von „Romeo und Julia“ im Jahr 1968.

Zeffirellis Sohn weist die Anschuldigungen zurück

Gegenüber People hat Franco Zeffirellis Sohn Pippo die Anschuldigungen gegen den Regisseur zurückgewiesen. Sie seien „nicht glaubhaft und können nicht bewiesen werden“, so Pippo Zeffirelli. Er fügte hinzu, dass der Gesundheitszustand seines Vaters sehr schlecht sei und er deshalb nicht persönlich antworten könne.

Franco Zeffirelli hat sich erst Mitte der 1990er-Jahre öffentlich als schwul geoutet, dabei aber keine Details über sein Privatleben verraten. In seiner Autobiografie hat er verraten, dass er als Schüler von einem Priester missbraucht wurde. Das habe ihm emotional nicht geschadet, erklärte der Regisseur, der daraus folgerte, dass homosexuelle Erfahrungen „nicht immer schlimm für Burschen“ seien.

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