Freitag, 19. April 2024
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Trans-Frau beleidigt, getreten und geschlagen: Vier Wochen Arrest für Teenager

Mehr als ein Jahr nach dem Angriff: Vor Gericht waren die Angeklagten kleinlaut

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An Dienstag standen in Berlin drei junge Männer vor Gericht, weil sie eine Trans-Frau beleidigt und geschlagen hatten. Die beiden Haupttäter wurden zu einer vierwöchigen Haftstrafe verurteilt.

Tatort war ein Zug der U-Bahn-Linie U2 im Oktober 2016, unter der Woche, kurz nach Mitternacht: Die 19-Jährige war stark geschminkt und wurde von den drei Burschen wegen ihres Aussehens angesprochen, ausgelacht und beleidigt. Die Betroffene wehrte sich verbal gegen die Anfeindungen.

Als sie die U-Bahn verlassen wollte, griffen sie die Angeklagten an

Als sie aufstand, um zur Türe zu gehen und auszusteigen, griffen die jungen Männer die Trans-Frau an. Der 17-jährige Abdul El-I. holte an der Haltestange des U-Bahn-Wagens Schwung zu einem kräftigen Tritt gegen den Oberkörper des Opfers. Der 19-jährige Amier K stieß sie auf den Bahnsteig, der 17-jährige Aleksander K. sah tatenlos zu. Bei dem Angriff verlor die 19-Jährige ihr Handy. Abdul El-I. nahm es und fuhr mit seinen Freunden weiter.

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Als die Polizei auch ein Jahr nach der Tat den Haupttäter nicht ermitteln konnte, veröffentlichte sie Fotos aus einer Überwachungskamera. Das war der Durchbruch: Zwei Wochen danach konnte Abdul El-I. identifiziert und ausgeforscht werden. Nun musste er sich gemeinsam mit Amier K. und Aleksander K. vor Gericht verantworten. Dabei gaben sie sich kleinlaut, versteckten ihre Gesichter feige hinter Aktendeckeln.

Die Sicherungen seien ihm durchgebrannt, entschuldigte ein Angeklagter seine Tat

Abdul El-I. erklärte dem Gericht, er habe „nichts gegen den Mann“: Er habe sich nur über die Transfrau lustig gemacht – und als diese sich verbal dagegen wehrte, seien ihm „die Sicherungen durchgebrannt“. Vor Gericht musste er sich wegen Körperverletzung, Diebstahls und Beleidigung verantworten – weil er das Handy seines Opfers mitgenommen hatte.

Und dass Amier K. die 19-Jährige auf den Bahnsteig getreten hat, entschuldigt er damit, dass er sich „zu der Zeit mit meiner Religion tief befasst“ habe. Deshalb hätte er geglaubt, dass alle Homosexuellen verabscheuungswürdig seien. Auf Facebook schrieb er sogar, man solle „alle vom Dach kicken und unten mit Steinen beschmeißen“. Das brachte ihm eine Anklage wegen Körperverletzung, Volksverhetzung und Beleidigung ein. Doch vor Gericht wird auch der 19-Jährige kleinlaut. „Ich hatte einen Tunnelblick. Tut mir heute leid. Man soll Leute tolerieren, wie sie sind“, so Amier K. heute.

Das Gericht verurteile Abdul El-I. und Amier K. schließlich zu jeweils vier Wochen Dauerarrest und einem Anti-Gewaltkurs. Aleksander K., der das Verhalten seiner Freunde geduldet hatte und nicht eingeschritten war, wurde zu 40 Stunden Sozialarbeit verurteilt.

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