Donnerstag, 28. März 2024
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Forscher warnt vor aggressivem HIV-Stamm auf den Philippinen

"Die Erfolge, die wir beim Eindämmen von HIV erzielt haben, könnten ohne Forschung für Subtyp AE kurzlebig sein"

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Trotz aller Fortschritte ist der Kampf gegen HIV noch nicht gewonnen. Das zeigt nun ein Stamm des Virus, der auf den Philippinen immer weiter verbreitet ist – und das Potential hat, eine neue Epidemie auszulösen, wie Wissenschaftler in der britischen Tageszeitung The Independent warnen.

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der HIV-Diagnosen auf den Philippinen sprunghaft explodiert

Denn während in den meisten Ländern der Erde die Zahlen der HIV-Neuinfektionen sinken, steigen sie auf den Philippinen rasant an. Demnach leben nach Schätzungen der Vereinten Nationen heute 56.000 Menschen auf den Philippinen mit HIV – vor zehn Jahren waren es erst 5.000.

Alleine im Jahr 2016 wurden 10.000 neue HIV-Infektionen entdeckt. Damit haben die Philippinen hier das schnellste Wachstum in der gesamten Pazifikregion. Bis 2022 rechnet das philippinische Gesundheitsministerium sogar mit mehr als 140.000 HIV-Positiven im Land. Zu den Gründen dafür gehört unter anderem, dass viele gläubige Menschen auf den Philippinen das Verbot der römisch-katholischen Kirche, Kondome zu verwenden, ernst nehmen.

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Der Stamm, der auf den Philippinen vorherrscht, ist aggressiver

Was den Forschern beim Anstieg der neu entdeckten HIV-Infektionen am meisten Sorgen macht: Der auf den Philippinen vorherrschende HIV-Subtyp AE ist schwerer zu behandeln als die meisten anderen Versionen des Virus. Der Stamm ist aggressiver und führt schneller zu Aids als der in den meisten westlichen Ländern weit verbreitete Subtyp B. Außerdem kann er widerstandsfähiger gegen antiretrovirale Medikamente sein, mit denen HIV heute erfolgreich in Schach gehalten wird.

„Der HIV-Virus hat das Potential, sich jedes Mal, wenn er eine Zelle angreift, in ein neues Virus zu verwandeln, erklärt Edsel Salvana, Leiter des Instituts für Molekularbiologie und Biotechnologie von der Universität der Philippinen, der Deutschen Welle.

Forschungen an dem Stamm sind noch selten, beklagt der Experte

Und das könnte schon bald zum Problem werden. Denn: „Ein Großteil der Forschungen, die wir an HIV durchführen, findet am Subtyp B statt, auch wenn er nur für etwa 12 Prozent aller weltweiten HIV-Infektionen verantwortlich ist. Wir haben herausgefunden, dass die Explosion von HIV auf den Philippinen mit einem Wechsel vom im Westen verbreiteten Subtyp B zum aggressiveren HIV-Subtyp AE zusammenhängt“, warnt Salvana.

Und der Experte erklärt: „Diejenigen, die sich mit dem HIV-Subtyp AE angesteckt haben, sind jüngere und kränkere Patienten, die auch nicht so gut auf antiretrovirale Medikamente reagieren. Wir sehen auch ein schnelleres Fortschreiten zu einer Aids-Erkrankung unter dem Subtyp AE.“

Ein Fortschreiten von Subtyp AE könnte den Kampf gegen HIV deutlich zurückwerfen

Und Edsel Salvana warnt: Wenn sich die Forschung nicht stärker dem neuen Subtyp widmet, könnte die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahrzehnte im Kampf gegen HIV bald zunichte gemacht worden sein. „Wir sind mit HIV noch nicht nicht fertig. Wir können HIV nicht als einzelnes Virus sehen, sondern als Sammlung von Viren, die sich entwickeln, und jede Mutation könnte theoretisch eine neue Epidemie hervorrufen. Die Erfolge, die wir beim Eindämmen der HIV-Infektionsraten erzielt haben, könnten ohne Forschung und Behandlung für HIV-Subtyp AE sehr kurzlebig sein.“

Die Vereinten Nationen relativieren diese Aussagen: Der HIV-Subtyp AE sei in weiten Teilen Asiens und anderen Teilen der Welt verbreitet: „Es gibt keine eindeutigen Beweise, dass die Stämme des Virus, die in dem Land gefunden wurden, ansteckender sind als andere Varianten des Virus, auch gibt es keine Hinweise darauf, dass er resistent gegen die derzeit verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten ist.“

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