Samstag, 20. April 2024
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Bounty Killer in Wien: Veranstalter sieht keinen Grund, Konzert abzusagen

"Menschenverachtende Aussagen": In Berlin hat der Veranstaltungsort den Termin abgesagt

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Der jamaikanische Hass-Sänger Bounty Killer wird aller Wahrscheinlichkeit nach am 3. Mai wie geplant in Wien auftreten. Gegenüber der HOSI Wien hat sich der Veranstalter von Homophobie im Reggae distanziert und garantiert, dass in Wien keine homophoben Texte gesungen werden. In Berlin wurde das Konzert unterdessen trotz einer solchen Vereinbarung abgesagt.

Ein Feuer für stinkende Schwuchteln und Parasiten

Die Konzerte von Bounty Killer sind in Europa umstritten, ruft er doch in einigen seiner älteren Lieder zu Gewalt gegen sexuellen Minderheiten auf. So heißt es in dem Song „Man Ah Bad Man“ unter anderem: „Wir entfachen ein Feuer für euch stinkende Schwuchteln und Parasiten. Jamaika wird niemals zulassen, dass ihr unser Paradies beschmutzt.“

Mit dem Verkauf der Alben und auf Streamingplattformen verdient Bounty Killer mit solchen Texten noch immer Geld – auch, wenn er sie in Europa nicht mehr aufführt und darauf beharrt, sich von diesen Texten losgesagt zu haben.

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In einem auf YouTube verfügbaren Video erklärt er seine Position: „Ich mag keine Homosexualität, ich hasse sie nicht. Ich hasse keine Homosexuellen. Ich möchte nur keiner sein.“ Er habe kein Problem mit Homosexuellen, betont Bounty Killer. Eine deutliche Distanzierung von den homophoben Textpassagen gibt es allerdings nicht.

Für den Veranstalter sind Missionare schuld an homophoben Hetzjagden

Nun soll Bounty Killer in Wien auftreten. In dem Schriftwechsel mit der HOSI Wien, der GGG.at vorliegt, erklärt der Veranstalter Bunfiresquad, dass er nicht wegen seiner „antigaysongs“ – so der Veranstalter – eingeladen wurde, sondern wegen seiner Lieder „gegen die Unterdrückung der Schwarzen Menschen, die schon mehr als 400 Jahren funktioniert“.

Dass in Jamaika Homosexualität verboten ist und immer wieder Hetzjagden gegen sexuelle Minderheiten geschehen, liege dem Veranstalter des Konzerts zufolge an den Missionaren und Sklavenhaltern, die Schwarze „häufig zu homosexuellen Handlungen gezwungen“ hätten: „Wen wundert es da, das Homosexualität in einigen Kulturen in heutiger Zeit als ein kritisches Thema gilt“, so der Veranstalter.

Es ist vertraglich vereinbart, dass Bounty Killer keine homophoben Lieder singt

Bunfiresquad distanziere sich von Homophobie und sorge dafür, dass es diese auf ihren Veranstaltungen nicht gebe, heißt es in der Stellungnahme gegenüber der HOSI Wien weiter. Es sei vertraglich festgehalten, dass er keine homophoben Texte vortragen werde. „Wir können aber nicht kontrollieren, welche Songs ein Künstler komponiert, sehr wohl aber, dass sie auf unseren Konzerten nicht gesungen werden“, heißt es in der Stellungnahme.

Ob Bounty Killer den Reggae Compassionate Act (RCA) unterschrieben habe, mit dem sie sich von ihren homophoben Songs distanzierten und sich verpflichteten, diese nicht mehr aufzuführen, wisse man nicht.

Was den Veranstaltern in Wien reicht, ist den Location-Betreibern in Berlin zu wenig

Doch genau das war für die Betreiber des Festsaals Keruzberg die Frage. Dort sollte Bounty Killer am 10. Mai sein Berliner Konzert geben – aus Angst vor Protesten wurde er allerdings unter seinem bürgerlichen Namen Rodney Price angekündigt. Und nun haben die Betreiber der Location, an der das Konzert stattfinden hätte sollen, den Termin gecancelt.

„In diesem Fall reicht eine vertragliche Zusicherung, dass keine menschenverachtenden Aussagen auf dem Konzert getroffen werden, nicht aus“, erklärt Björn von Swieykowski, der Geschäftsführer des Veranstaltungsortes.

Und er ergänzt: „Die Tatsache, dass Bounty Killer den ‚Reggae Compassionate Act‘ nicht unterschrieben hat, sich nicht öffentlich von den Aussagen aus seinen alten Songs distanziert und dass er mit diesen immer noch Geld verdient, rechtfertigt unseres Erachtens definitiv die Absage des Konzertes.“

Andere Dancehall-Künstler hätten gezeigt, dass es auch anders geht

Zwar müsste auch Dancehall-Künstlern eine Entwicklung zugestanden werden, gesteht von Swieykowski ein: Fehler, die vor über 10 Jahren begangen wurden, dürften „nicht zwangsläufig maßgeblich für eine Bewertung in der Gegenwart sein“. Doch vor dem Hintergrund des „extrem menschenverachtenden Gehalts der Aussagen“ sei die Sensibilität der Öffentlichkeit „begrüßenswert und richtig“.

Andere Dancehall-Künstler hätten vorgemacht, „wie ein Umgang mit der eigenen Vergangenheit vernünftigerweise aussehen kann“, so der Geschäftsführer der Kreuzberger Location. Mit seiner Unterschrift unter den RCA oder ähnlichen verbindlichen Handlungen könnte Bounty Killer zeigen, dass auch er es ernst meint.

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