Dienstag, 16. April 2024
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Rom: Fast 500.000 demonstrieren unterm Kolloseum für gleiche Rechte

Nach den Wahlen und der Regierungsbildung wird die Rome Pride wieder politischer

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Letztes Wochenende nahm die Pride-Saison in Europa richtig an Fahrt auf: In Rom haben unter dem Motto „Regenbogenbrigade – die Befreiung geht weiter“ fast eine halbe Million Menschen vor dem Kolosseum für die Gleichberechtigung sexueller Minderheiten gefeiert. Zuvor zogen sie am Samstagnachmittag auf einer fast vier Kilometer langen Route durch die historische Altstadt der italienischen Hauptstadt.

Ehe-Öffnung und Protest gegen die Regierung als große Themen

Die Demonstranten forderten die Öffnung der Ehe vom italienischen Staat und ein Ende der Gewalt gegen Transgender-Personen. Die derzeit amtierende Regierung aus der linkspopulistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtspopulistischen Lega wurde hart kritisiert: Zuletzt hatte der neuen italienischen Familienminister Lorenzo Fontana von der Lega in einem Interview mit der Zeitung „La Repubblica“ betont, homosexuelle Paare mit Kindern würden nach italienischem Recht nicht als Familien anerkannt.

Den Wahlkampf nannten die Organisatoren der Rome Pride „eine der schlimmsten Wahlkampagnen in der Geschichte der Republik, voll Hass, Gewalt und Intoleranz, aus reiner Berechnung für mehr Stimmen.“ Selten zuvor habe es im Nachkriegsitalien so viel Rassismus, Nationalismus oder faschistische Auswüchse gegeben, beklagen die Organisatoren.

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Klare politische Botschaften für die Gleichstellung von sexuellen Minderheiten

In einem politischen Manifest ruft die Rome Pride unter anderem dazu auf, nicht-binäre Geschlechtsidentitäten rechtlich zu berücksichtigen, Zwangsoperationen von intersexuellen Kindern zu beenden, Trans-Menschen einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung zu ermöglichen sowie Ehe und die Elternschaft für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen.

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Unter den Teilnehmern des Marsches durch die Ewige Stadt waren auch mehrere Spitzenpolitiker, darunter die ehemalige Außenministerin und frühere EU-Menschenrechtskommissarin Emma Bonino und der interimistische Chef der Sozialdemokraten (PD), Maurizio Martina. Neben dem Marsch gab es bei der Roma Pride bereits die Tage davor zahlreiche Konzerte, Feste, Modeschauen sowie öffentliche Debatten über HIV/Aids und Homophobie.

Bei LGBT-Rechten ist Italien in Westeuropa ein Nachzügler

Handlungsbedarf gibt es bei unserem südlichen Nachbarn mehr als genug: Auch, wenn Homosexualität in Italien bereits 1887 legalisiert wurde und Diskriminierung am Arbeitsplatz seit 2003 verboten ist, haben sexuelle Minderheiten in dem katholisch geprägten Land noch immer mit vielen Hindernissen zu kämpfen.

So lag Italien 2017 im Rainbow-Ranking des LGBT-Dachverbandes ILGA-Europe nur auf Rang 32 von insgesamt 49 Staaten. Grund für das schlechte Abschneiden ist vor allem das Fehlen umfassender Anti-Diskriminierungsbestimmungen, beispielsweise für Trans-Personen. Auch werden Hassreden oder Hassverbrechen in Italien nicht gesondert verfolgt.

Friedliche Paraden gab es am letzten Wochenende auch in Rumänien, Litauen, Kroatien oder und Polen. In Warschau demonstrierten mehrere tausend Menschen gegen Diskriminierung sexueller Minderheiten, aber auch von Frauen, anderen Minderheiten und Behinderten. In Sofia wurde die Parade von kirchennahen Gegnern der LGBT-Bewegung gestört.

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