Freitag, 29. März 2024
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Kanada: Religionsfreiheit kein Freibrief für Diskriminierung von Lesben und Schwulen

Höchstrichter setzten einer seltsamen Praxis einer christlichen Universität ein Ende

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Schlappe für eine christlich-fundamentalistische Universität in Kanada: Der dortige Oberste Gerichtshof hat entschieden, dass die Berufung auf Religionsfreiheit kein Freibrief für die Diskriminierung sexueller Minderheiten ist – und es rechtens ist, dass Rechtsanwaltskammern deshalb den Abschluss einer evangelikalen Privat-Universität nicht anerkennen.

Diplome der christlichen Hochschule wurden nicht überall anerkannt, weil sie diskriminiert hat

Im Jahr 2012 hatte die Trinity Western University in Langley in der Provinz British Columbia eine juridische Fakultät eröffnet. Die Jobchancen für die Absolventen der christlichen Hochschule waren allerdings begrenzt: Die Anwaltskammern der Provinzen Ontario, British Columbia und Neuschottland verweigerten der Hochschule aber die Akkreditierung.

Damit konnten die dort ausgebildeten Juristen in diesen Provinzen nicht als Anwalt, Staatsanwalt oder Richter arbeiten. Grund für die Ablehnung war der Verhaltenskodex der Trinity Western University.

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In diesem muss sich jeder Student der Universität mit seiner Unterschrift verpflichten, keinen außerehelichen oder homosexuellen Geschlechtsverkehr zu haben – auch außerhalb der Universität. Diese Regel gilt auch für schwule und lesbische Ehepaare.

Die Universität klagte dagegen – und verlor: Religionsfreiheit hört auf, wo Grundrechte beschnitten werden

Die Universität klagte gegen die Nichtakkreditierung in den drei Bundesstaaten. In Neuschottland und British Columbia bekam sie zunächst Recht, in Ontario blitzte sie mit ihrer Klage ab. Der Fall kam vor den Supreme Court Kanadas, der endgültig entscheiden sollte.

Doch die Höchstrichter urteilten nicht so, wie es sich die Universität erhofft hatte. Mit sieben zu zwei Stimmen entschieden sie, dass das Recht auf Religionsfreiheit dort aufhöre, wo Gleichbehandlung und Grundrechte von Minderheiten beschnitten würden.

„Die Anwaltskammer von British Columbia hat ein übergeordnetes Interesse daran, die Werte der Gleichberechtigung und der Menschenrechte zu berücksichtigen“, so die Richter.

Vielfalt sei ein hohes Gut in der kanadischen Anwaltschaft, so die Richter weiter: Die Akzeptanz des Rechtssystems könnte gefährdet sein, wenn es erlaubt werde, „ungerechte Barrieren beim Zugang zu diesem Beruf aufzustellen“.

Nun schließt die Universität ihre juristische Fakultät

Während LGBT-Aktivisten das Urteil als Sieg über religiös verpackte Homophobie feiern, ist die Trinity Western University erwartungsgemäß enttäuscht. Man diskriminiere niemanden „aufgrund von Rasse, Geschlecht, Religion oder sexueller Identifikation“, behauptet sie noch immer.

Der Verhaltenskodex diene nur dazu, ein christliches Leben zu führen, betont die Universität in ihrer Stellungnahme. Aufgrund des Urteils werde man nun vorübergehend die juridische Fakultät schließen.

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