Freitag, 29. März 2024
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Carbonara con Schwuchtel: Restaurant in Rom empört Community

Schwulenfeindlicher Kommentar auf dem Kassazettel führt zum Eklat

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Eigentlich ist das „Locanda Rigatoni“ in Rom für seine Küche bekannt. Doch nun macht das Restaurant, das unweit des Lateran-Palastes im Zentrum der ewigen Stadt liegt, durch einen schwulenfeindlichen Kommentar eines Kellners ungewollte Schlagzeilen.

Beim Bezahlen sah das Paar auf der Rechnung eine unglaubliche Entgleisung

Ein 21-Jähriger und sein Verlobter waren im „Locanda Rigatoni“ essen – das Lokal rühmt sich für sein Personal, das „höflich und aufmerksam“ sei und dessen „vielseitigen Geist“ Raum für Kreativität gegeben werden. Doch einer der Kellner lebt diese offenbar etwas eigenwillig aus.

Das bemerkten die beiden Männer, als sie die Rechnung bekamen. Einer der beiden hatte seine Rigatoni Carbonara mit Parmesan statt mit Pecorino bestellt. Dieser Sonderwunsch fand sich auch auf dem Kassenbon. Dort stand „no pecorino, sì frocio“, auf Deutsch etwa: „Pecorino nein, Schwuchtel ja“.

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Der Kellner war sich keiner Schuld bewusst – und auch die Besitzerin nicht

Die beiden Männer beschwerten sich bei dem Kellner und machten ihm klar, dass solche Scherze nicht lustig seien. Doch der habe nur gelacht und erklärt, es habe sich um einen Computerfehler gehandelt – und weiter schlechte Witze gemacht. „Weißt du, niemand lacht hier“, ärgerte sich der 21-Jährige nach Angaben der Tageszeitung La Repubblica, die den Fall öffentlich machte: „Du bist eine sehr kindische Person, niemand hat sich je erlaubt, mich so zu behandeln.“

Dann schaltete sich die Besitzerin des Lokals ein. Auch sie versuchte, den Vorfall als Computerfehler herunterzuspielen. Nach einer halbstündigen Diskussion hat sie dem Paar gesagt, sie müssten die Rechnung nicht bezahlen, um die Angelegenheit „zu regeln“. Eine Entschuldigung für die homophobe Bemerkung am Kassazettel gab es aber nicht. Im Gegenteil: Der Kellner warf den beiden jungen Männern vor, dass er nun vor den anderen Gästen schlecht dastehe.

LGBT-Organisation fordert die Bürgermeisterin auf, dem Lokal die Lizenz zu entziehen

Daraufhin wandten sich die beiden Männer an die Hotline der italienischen LGBT-Organisation Gay Center. Die Hotline ist eine Anlaufstelle für LGBT-Personen, die Gewalt oder Diskriminierung erfahren haben. Dort bekamen sie eine erste juristische Beratung. Der Vorfall sei kein Einzelfall, erklärt Fabrizio Marrazzo von Gay Center: „Wir erhalten jedes Jahr mehr als 20.000 Meldungen über homophobe Vorkommnisse“, erklärt er.

Es sei nicht akzeptabel, dass ein schwules Paar im Zentrum von Rom nicht essen gehen könne, ohne beleidigt zu werden, ärgert sich Marrazzo. Er rief zu einem Boykott des „Locanda Rigatoni“ auf – und fordert auch von der Stadtverwaltung Konsequenzen: „Wir fordern die Bürgermeisterin Raggi auf, die Lizenz des Restaurants zu prüfen und Sanktionen in Betracht zu ziehen“, so der Aktivist.

Und das scheint möglich: Für die Stadtverwaltung von Rom ist der Vorfall „schwerwiegend“, sie kündigte eine Untersuchung an: „Wir verurteilen alle Formen von Diskriminierungen und Beleidigungen, die auf die Würde und persönliche Freiheit eines Einzelnen abzielen“, erklärt Carlo Cafarotti, der zuständige Stadtrat für die städtische Wirtschaftsentwicklung und Tourismus.

Die Besitzerin hat sich nun entschuldigt – und ist um Schadensbegrenzung bemüht

Die Chefin ist nun um Schadensbegrenzung bemüht.  „Es tut uns sehr leid, was passiert ist. Wir haben den Kellner heute früh sofort entlassen“, so die Chefin gegenüber der Repubblica. Er sei nur eine Aushilfskraft gewesen. Man sei nicht homophob, sondern vielmehr LGBT-freundlich und habe bereits mehrere entsprechende Veranstaltungen durchgeführt, darunter auch die Feier einer Eingetragenen Partnerschaft. Bei dem Paar entschuldige man sich.

„Das gesamte Management und die Mitarbeiter haben die ‚Locanda Rigatoni‘ stets als offenes Haus für alle betrachtet“, heißt es in einer Mitteilung des Lokals: „Wir bitten die LGBT-Community, gemeinsam mit uns einen Weg zu finden, um die Werte der Toleranz, des Respekts und der Offenheit zu bekräftigen, die seit jeher die Grundpfeiler unserer Gastronomie sind.“

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