CSD Koblenz: Unbekannter wirft Farbbeutel auf AfD-Politiker

...und der jammert auf Facebook, das ihm die Vertreter der anderen Parteien nicht geholfen haben

Podiumsdiskussion des CSD Koblenz
CSD Koblenz

Aus dem Ruder lief am Samstag eine Podiumsdiskussion des CSD Koblenz: Ein AfD-Politiker wurde bei der Veranstaltung von einem Farbbeutel getroffen. Die Organisatoren distanzieren sich von dem Vorfall, die Polizei sucht nun nach Zeugen.

Bei der Diskussion an der Liebfrauenkirche ging es um regionale Aspekte von Gleichstellungspolitik. Unter den Diskutanten aller im Rathaus vertretenen Parteien war auch der Joachim Paul, Stadtrat von Koblenz sowie Landtagsabgeordneter und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der rechtspopulistischen „Alternative für Deutschland“ (AfD) im Landtag von Rheinland-Pfalz.

Auf der Bühne war Johannes Paul so ziemlich gegen alles, worum es bei Gleichstellungspolitik geht

Er stellte sich auf der CSD-Bühne unter anderem gegen die Öffnung der Ehe, ein Adoptionsrecht für Lesben und Schwule, einen Queer-Beauftragten oder eine Antidiskriminierungsstelle in Koblenz.

Das gefiel nicht jedem – es gab lautstarke Proteste gegen den Auftritt des Rechtspopulisten, der versucht hat, die Positionen der AfD als „konservativ“ zu verkaufen. Die couragierten Besucher des Koblenzer CSD riefen ihm lauthals Sätze wie „Halt die Fresse“ oder „Nazis raus“ zu und buhten ihn aus.

Ein Unbekannter warf einen Farbbeutel – und der Politiker verließ unter Polizeischutz das Podium

Doch einem Unbekannten reichte das offenbar nicht: Er machte seinem Ärger Luft, indem er den Politiker aus der Menge heraus mit einem Farbbeutel bewarf. Dieser traf Paul am Körper. Der Polizei zufolge blieb der Politiker unverletzt, seine Kleidung wurde allerdings „stark verschmutzt“, so die Beamten. Unter Polizeischutz verließ der AfD-Abgeordnete das Podium, der Werfer des Farbbeutels konnte in der Menge unerkannt entkommen.

Nun sucht die Polizei nach Zeugen des Vorfalls. Sie ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und Beleidigung.

Veranstalter Distanzieren sich von der „Aktion eines Einzeltäters“

Die Veranstalter haben den Farbbeutelwurf verurteilt. „Der Verein zur Förderung des Christopher Street Days e.V. distanziert sich ganz klar von dieser Aktion eines Einzeltäters“, heißt es in einer Pressemitteilung. Man habe sofort Kontakt mit der Exekutive aufgenommen und gemeinsam entschieden, dass Paul „zum sicheren Verlassen des Platzes polizeilichen Geleitschutz bekommt“. Darüber hinaus wurde die Lage als sicher betrachtet.

Kritik, warum mit Joachim Paul ein Vertreter der AfD überhaupt zu dieser Veranstaltung eingeladen wurde, lassen die Veranstalter nicht gelten. Die Partei sei auch in den letzten Jahren bei derartigen Diskussionen dabei gewesen. Wegen der Regionalität des Themas „wurden alle Stadtratsfraktionen angefragt, ob sie an der Diskussion teilnehmen möchten“.

Kein anderer Politiker wollte dem AfD-Abgeordneten auf der Bühne helfen, jammert dieser

Für den AfD-Politiker ist der Vorfall eine willkommene Gelegenheit, sich als Opfer zu inszenieren. Auf Facebook schreibt Joachim Paul, die Podiumsdiskussion habe gezeigt, „dass Koblenz tatsächlich ein Problem mit der Toleranz hat“. Schließlich sei die Diskussionsführung „parteiisch“ gewesen, und die Vertreter der anderen Parteien hätten ihn gegen den Protest der Zuhörer nicht verteidigt.

Das lassen diese nicht gelten: SPD-Bundestagsabgeordneter Detlev Pilger erklärte in der Rhein-Zeitung, dass Paul auf dem Podium selbst mehrere Male aggressiv aufgetreten sei. Es sei schwierig, Toleranz jemandem gegenüber zu zeigen, der sich selbst alles andere als tolerant zeige. Man müsse als Politiker damit leben, dass man mal ausgebuht wird, so CDU-Stadträtin Monika Sauer. „Wenn er sich traut, beim CSD zu sprechen, darf er sich auch nicht wundern“, erklärte FDP-Fraktionschef Torsten Schupp der Zeitung.