Donnerstag, 28. März 2024
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Grazer Asylamt wollte Sex-Details von schwulem Iraker

Dem zuständigen Beamten erschien der 27-Jährige zu schwul

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Wie GGG.at bereits gestern berichtet hat, ist der Asylantrag eines 27-jährigen Irakers, der in der Steiermark lebt, abgelehnt worden – obwohl er sich bei den Rosalila PantherInnen (RLP), der größten steirischen LGBT-Organisation, engagiert. Nun wurden Details aus dem negativen Bescheid bekannt: Dem zuständigen Beamten war der Iraker zu schwul – und er wollte Beweise für gleichgeschlechtliche Handlungen.

In Wiener Neustadt nicht schwul genug, in Graz zu schwul

Damit entscheidet das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) in Graz genau umgekehrt wie in Wiener Neustadt: Dort wurde der Asylantrag eines 18-jährigen Afghanen abgelehnt, weil er dem Entscheider „zu wenig schwul“ wirkte. Die Begründung hatte international für großes mediales Echo gesorgt. Dem Referenten wurde mittlerweile die Approbation entzogen.

Asylamt: „Ihr Gehabe deutet nicht darauf hin, dass sie schwul sein könnten“

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Anders bei Firas, einem Iraker, der wegen seiner Homosexualität im Jahr 2015 aus seiner Heimat nach Österreich geflohen war: Der Iraker habe sich bei seiner Befragung vor dem BFA in Graz am 8. Mai 2018 „eines stereotypischen, jedenfalls überzogenen ‚mädchenhaften‘ Verhaltens (Gestik und Mimik) eines ‚sexuell anders Orientierten‘ bedient“, so das BFA.

Der Iraker musste Aussagen von Männern vorlegen, die mit ihm geschlafen hatten

„Besonders auffallend“ sei für den zuständigen Referenten gewesen, dass der 27-Jährige bei seiner Einvernahme „erst ab den konkreten Fragen zu (seiner) Homosexualität“ ein entsprechendes Verhalten an den Tag gelegt haben soll. Das habe auf die Behörden „aber lediglich gespielt, aufgesetzt und nicht authentisch“ gewirkt. Es sei „nicht glaubhaft, dass Sie sexuell anders (homosexuell) orientiert sind“, heißt es im Bescheid.

Und das BFA geht noch einen Schritt weiter: „Wir müssen Aussagen von Männern vorlegen, die mit Firas geschlafen haben, um zu beweisen, dass er schwul ist“, ist RLP-Obmann Joe Niedermayer fassungslos. Dass solche Aussagen menschenrechtswidrig sein könnten, scheint dem Asylamt egal zu sein.

Weil er seinem Vater nichts von seiner Homosexualität erzählt hat, galt er als unglaubwürdig

Dafür führe das BFA in der Ablehnung an, dass der Vater nichts von der Homosexualität seines Sohnes wusste. Und das, obwohl Firas in seiner Einvernahme selbst erklärt hat, dass er seine Homosexualität im Irak streng geheim hielt und niemandem zu offenbaren wagte.

So sei dem Iraker bereits seit seinem 16. Lebensjahr bewusst gewesen, dass er schwul sei sei. Erste gleichgeschlechtliche Kontakte habe er aber erst nach seiner Flucht in Linz gehabt. Zuvor sei die Todesangst zu groß gewesen.

Gegen den negativen Bescheid hat der 27-Jährige Berufung eingelegt

Denn schwule Männer müssen in Firas‘ Heimat um ihr Leben fürchten: Oft melden sich Männer mit Fake-Profilen auf Dating-Plattformen an, vereinbaren Treffen und lauern dort dann den Schwulen auf, um sie umzubringen. Das hat der 27-Jährige dem BFA erklärt.

Gegen den negativen Bescheid hat Firas Einspruch eingelegt. Sowohl die RLP als auch die LGBT-Flüchtlingsorganisation Queer Base unterstützen ihn auf seinem weiteren Weg.

Asyl abgelehnt: LGBT-Aktivist für Behörde nicht schwul genug

Im Innenministerium weist man die Kritik unterdessen zurück: „Wir können nicht jeder Formulierung nachgehen.“ Die Bescheide seien an Indizien aufgehängt, nicht an Beweisen. Auch wenn eine Formulierung dubios sein sollte, ändere dies nichts an der Gültigkeit des Bescheides, heißt es aus der Wiener Herrengasse.

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