Mittwoch, 24. April 2024
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Malaysia: Kritik an Prügelstrafe für lesbisches Paar

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In Malaysia wächst die Empörung über die öffentliche Bestrafung zweier Frauen: An ihnen wurde gestern in Kuala Terengganu vor etwa hundert Zuschauern die Prügelstrafe vollzogen. Sie wurden von einem Scharia-Gericht zu einer Geldstrafe von etwa 700 Euro und je sechs Schlägen mit einem Bambus-Stock verurteilt, weil sie Sex miteinander hatten. Nun äußern sich erstmals auch Politiker des islamisch dominierten Landes zu dem Fall.

Prügelstrafe für zwei Frauen vor Publikum „schockierend und erniedrigend“

Dass zwei Frauen Prügelschläge erteilt wurden, „während hundert Menschen ihnen zuschauen“, sei schockierend und erniedrigend, zitiert die britische Tageszeitung The Guardian den Charles Santiago, Abgeordneter des malaysischen Bundesstaates Selangor. Malaysia müsse aufhören, die LGBT-Community zu verfolgen und ihre Privatsphäre zu verletzen: „Wir müssen als Gesellschaft wachsen und lernen, Unterschiede zu akzeptieren“, so der Abgeordnete weiter.

We need to stop targeting the LGBT community. We need to stop invading their privacy. We need to stop abusing them. We need to grow up as a society and learn to embrace diversity.

— Charles Santiago (@mpklang) September 3, 2018

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Die Regierung sei „auf Grundlage der Integration“ gewählt worden und müsse deshalb ale Gesetze, die Homosexualität kriminalisieren, augenblicklich aufheben, so der Abgeordnete weiter.

Auch andere Abgeordnete und Menschenrechtsorganisationen kritisieren das Urteil

Und Santiago ist mit dieser Meinung nicht alleine. Auch Khairy Jamaluddin, Abgeordneter im Bundesstaat Rembau, kritisierte das Urteil. Er betonte, der Islam lehre, „die Würde jedes Menschen zu wahren“ und Gnade der Strafe vorzuziehen sei. Die Abgeordnete Hannah Yeoh betonte: „So funktioniert Erziehung nicht.“

Auch Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Prügelstrafe: Amnesty International nannte die Bestrafung „eine schreckliche Erinnerung daran, wie tief die Diskriminierung ist, der LGBTI-Menschen im Land ausgesetzt sind“ sowie „ein Zeichen, dass die neue Regierung den Gebrauch unmenschlicher und erniedrigender Strafen, ähnlich wie ihre Vorgängerin, duldet“.

Die zuständige Regionalregierung verteidigt die Strafe

Die zuständige Regionalregierung von Terengganu rechtfertigte das Vorgehen. Es ginge mehr darum, die Frauen zu erziehen als ihnen Schmerzen zuzufügen. „Ich glaube, wir haben härtere Schläge bekommen, als wir in der Schule waren“, so ein Sprecher.

Die beiden Frauen hatten sich schuldig bekannt, im April dieses Jahres Sex in einem Auto gehabt zu haben. Dabei wurden sie von der islamischen Glaubenspolizei beobachtet. Den Behörden zufolge wurde in dem Wagen auch ein Sexspielzeug gefunden.

Medienberichten zufolge trugen die beiden Frauen bei der Bestrafung lange weiße Kleider und Kopftücher. Anschließend wurden sie mit einem sehr dünnen Stock auf den Rücken geschlagen. Etwa hundert Schaulustige waren Medienberichten zufolge bei der Bestrafung anwesend.

Die Lage für LGBT in Malaysia ist bedrohlich

Homosexualität ist in Malaysia illegal und wird unter einem Gesetz aus der Kolonialzeit mit einer Gefängnisstrafe von 20 Jahren bestraft. Strenge islamische Gesetze, die für malaysische Muslime, aber nicht für Menschen mit anderem religiösen Hintergrund gelten, sehen neben Haft auch Geld- und Prügelstrafen für Betroffene vor.

Die Lage sexueller Minderheiten in dem mehrheitlich muslimischen Land ist kritisch: So gab es kurz vor wenigen Wochen es eine Razzia im „Blue Boy“, einer beliebten Schwulenbar in der Hauptstadt Kuala Lumpur. Und am 15. August wurde in Seremban, südlich der Hauptstadt, eine Trans-Frau von einem wütenden Mob krankenhausreif geprügelt.

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