Donnerstag, 18. April 2024
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[Video] Belgrade Pride: Ein friedliches Fest für mehr Rechte

Störversuche wurden unterbunden, Ministerpräsidentin Brnabić führte den Zug an

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Noch immer ist die Lage für sexuelle Minderheiten in Serbien prekär. Mit der Belgrade Pride gaben sie am Sonntag ein kräftiges Lebenszeichen – unterstützt von der Regierungschefin.

Hochrangige Unterstützung für die Belgrade Pride von Stadt und Staat

Das diesjährige Motto für die Belgrade Pride war „Reci da!“, auf Deutsch „Sag ja!“. Damit wollten die Veranstalter ein Statement für die Einführung Eingetragener Partnerschaften, schärfere Gesetze gegen Hassverbrechen und stärkeren Schutz für Transpersonen setzen.

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Unter den Teilnehmern waren – wie im letzten Jahr – die offen lesbische Ministerpräsidentin Ana Brnabić sowie der Belgrader Bürgermeister Zoran Radojičić. Auch die Botschafter der USA, Frankreichs und Italiens marschierten mit, genauso wie der Gesandte der Europäischen Union.

Aktivisten kritisieren die Teilnahme der offen lesbischen Regierungschefin

Die Teilnahme von Brnabić sorgte bei einigen Aktivisten für Bauchschmerzen: Nachdem sie letztes Jahr zum ersten Mal in dieser Funktion bei der Parade mitgelaufen war, hat sich trotz vollmundiger Versprechungen bei LGBT-Rechten in Serbien nicht viel getan.

Zu den Kritikern einer Teilnahme von Brnabić gehört auch Predrag Azdejković vom Gay and Lesbian Info Center (GLIC). Er hat eine zweite Parade organisiert, „um den Schwulenmarsch zurück zu den einfachen Leuten zu bringen und weg von den Politikern“, wie er der BBC sagt. „Sie sagen: ‚Ihr habt eine lesbische Premierministerin, zwei Paraden, ihr solltet zufrieden sein.‘ Aber das ist alles nur Fake.“

Die Lage sexueller Minderheiten in Serbien bleibt problematisch

Denn Hassverbrechen gegen sexuelle Minderheiten sind in Serbien weit verbreitet, besonders außerhalb der Hauptstadt Belgrad. Einer aktuellen Umfrage sind 70 Prozent der Serben gegen eine Gleichstellung im Erbrecht, 90 Prozent lehnen die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare ab.

Auch dagegen kämpft die Belgrade Pride. Gleiche Rechte seien „keine Exklusivität und kein Luxus“, macht Goran Miletic, Organisator der Veranstaltung klar: „Das Gesetz schadet niemandem, weil niemand verlieren wird, wenn ich oder jemand anderes seine Verbindung registrieren und seine Rechte schützen kann.“

Konservative Proteste konnten sich dieses Jahr nicht durchsetzen

Auch dieses Jahr gab es wieder jede Menge Proteste konservativer und rechter Gruppen: Eine kleine Gruppe von Gegendemonstranten hielt etwa einen Kilometer von der Route entfernt religiöse Banner und sang christliche Lieder. Nach Informationen von Radio Free Europe wurden die Gegendemonstranten kurz vor Beginn des Marsches festgenommen.

Die nationalistische Partei „Treća Srbija“ (Drittes Serbien) hat wegen dem „groben Missbrauchs von Minderjährigen“ bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen die Organisatoren der Belgrade Pride erstellt. „Wir laden die kompetenten Behörden des Staates ein, auf unsere Anzeige zu antworten und zu zeigen, dass Pädophilie und andere Formen sexueller Abweichungen nicht erlaubt sind“, so Parteichef Miroslav Parović.

Noch 2010 kam es bei der Belgrade Pride zu schweren Zwischenfällen

Der erste Versuch, in Belgrad eine Lesben- und Schwulenparade durchzuführen, endete 2001 in gewalttätigen Auseinandersetzungen: Die Teilnehmer wurden von rechten Hooligans und Ultranationalisten angegriffen. Im Jahr 2010 wurden die Teilnehmer zwar von der Polizei geschützt, allerdings kam es im gesamten Stadtzentrum von Belgrad trotzdem zu schweren Zwischenfällen zwischen Polizei und Hooligans.

So haben Nationalisten Teilnehmer der Belgrade Pride unter anderem mit Steinen und Brandbomben beworfen. Dabei wurden fast 100 Menschen verletzt, die meisten davon Polizisten. Daraufhin wurde die Parade in den kommenden Jahren von den serbischen Behörden verboten, offiziell aus Sicherheitsgründen. Von solchen Ausschreitungen war die Belgrade Pride dieses Jahr weit entfernt, wie auch schon in den letzten vier Jahren.

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