Freitag, 29. März 2024
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China: Mehr als zehn Jahre Haft für homoerotischen Roman

Weil sie Liebesszenen zu deutlich beschrieb, muss die Autorin für länger ins Gefängnis als ein Kinderschänder

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Weil sie homoerotische Romane geschrieben und auch selbst verkauft hat, ist in China eine Autorin wegen der Herstellung und des Vertriebs von pornografischem Material zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das berichtet die South China Morning Post.

Dass 7.000 Fans das Buch einer verbotenen Liebe kauften, wurde der Autorin zum Verhängnis

Pornografie ist in China strengstens verboten, im schlimmsten Fall droht lebenslange Haft. Das Urteil, das bereits am 31. Oktober gesprochen wurde, empört erst jetzt die Öffentlichkeit. Chinesischen Medienberichten zufolge wurde die Autorin bereits 2017 verhaftet. Ihr wurde offenbar der große Erfolg ihres Romans „Occupy“ zum Verhängnis.

Den Behörden zufolge beschreibe das Buch, das sih mehr als 7.000 Mal verkaufte, „obszönes sexuelles Verhalten zwischen Männern“. In dem Werk geht es um eine verbotene Affäre zwischen einem Lehrer und einem Schüler, und die Sex-Szenen werden dabei sehr detailreich beschrieben.

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Kinderschänder wurden nicht so hart bestraft wie die Sex-Schriftstellerin

Die Frau, die unter ihrem Pseudonym Tianyi bekannt ist, soll mit dem Verkauf ihrer Werke rund 150.000 Yuan, das sind knapp 19.000 Euro, verdient haben. Das wurde ihr zum Verhängnis: Denn wer mehr als 5.000 Exemplare verkauft oder mehr als 10.000 Yuan mit Pornografie verdient, macht sich eines besonders schweren Verbrechens schuldig – das mit zahn Jahren bis lebenslanger Haft bestraft wird.

Das regt Chinesen im Internet besonders auf: Für ihren erotischen Roman wird Tianyi härter bestraft als so mancher Vergewaltiger oder Totschläger. So weist ein User darauf hin, dass in der Beamter in der Provinz Yunnan für die Vergewaltigung einer Vierjährigen nur fünf Jahre ins Gefängnis muss.

Selbstgeschriebene homoerotische Geschichten werden in China immer beliebter

Die entsprechende Passage im Gesetz stammt übrigens aus dem Jahr 1998, also vor dem Durchbruch des Internet in China. Deshalb finden Kommentatoren, dass sie veraltet sei. „Der soziale Schaden, den pornografische Bücher anrichten, ist wahrscheinlich nicht so gravierend, wie der Gesetzgeber es ursprünglich gedacht hat“, erklärt ein ehemaliger Staatsanwalt: „Heutzutage ist Pornografie allgegenwärig.“

Im Eigenverlag vertriebene homoerotische Geschichten erfreuen sich in China immer größerer Beliebtheit. Jeden Monat erscheinen einige hundert Titel. Einige der Geschichten wurden auch schon verfilmt. Aufgrund des Pornografie-Verbotes sind nicht alle dieser Werke in der Beschreibung von gleichgeschlechtlichem Sex deutlich, einige deuten die Handlungen nur an.

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