Freitag, 19. April 2024
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Kiew: Rechtsradikale stoppen Transgender-Marsch

Polizei beendet Veranstaltung anstatt sie vor dem Mob zu schützen

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Gewaltsam endete ein Marsch anlässlich des „International Transgender Day of Remembrance“ am Sonntag in der ukrainischen Hauptstadt Kiew: Dutzende Rechtsradikale störten die rund 30 Teilnehmer und verletzten sie – die Polizei soll sich dabei auch auf die Seite der Gegendemonstranten geschlagen haben, berichten Teilnehmer.

Aus Angst vor Gegendemonstranten wurde die Route in letzter Minute geändert

Die Teilnehmer der Demonstration schwenkten Regenbogenflaggen und hielten Schilder hoch, auf denen Botschaften wie „Transphobie muss gestoppt werden“ oder „Wenn man schweigt, holen sie einen auch“ standen. Die Route des Marsches wurde auf Anraten der Polizei in letzter Minute geändert – auch, um den Gegendemonstranten auszuweichen.

Doch mehr als hundert rechtsextreme Demonstranten wollten nicht, dass sexuelle Minderheiten eine Stimme auf den Straßen von Kiew bekommen. Sie warfen Rauchbomben auf die Demonstranten, zwei Frauen wurden mit Pfefferspray angegriffen. Sie mussten vor Ort verarztet werden.

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Drei Teilnehmer der Transgender-Demo wurden ernsthaft verletzt

Der kanadische Journalist Michael Colbourne, der über den Marsch berichten wollte, wurde von einem Rechtsextremen ins Gesicht geschlagen. Dabei ging seine Brille zu Bruch und verletzte ihn am Auge. Die Polizei hat angekündigt, in diesen Fällen zu ermitteln.

Die Polizisten schützten die Transgender-Demonstranten allerdings nicht, sondern brachen die Veranstaltung ab: Sie geleiteten die Teilnehmer schließlich in eine U-Bahn-Station und verriegelten den Eingang, damit ihnen die Rechtsextremen nicht folgen konnten. Medienberichten zufolge wurden die Teilnehmer aber auch in der U-Bahn-Station weiter beleidigt.

Die Polizei kann Menschenrechte für sexuelle Minderheiten nicht garantieren

„Die heutigen Ereignisse haben gezeigt, dass das Niveau der rechtsextremen Aggression und Gewalt in der Ukraine ansteigt“, schrieben die Organisatoren des Marsches danach auf Facebook. Sie beschuldigen die Polizei, die Veranstaltung unzureichend geschützt und rechtswidrig abgebrochen zu haben.

„Die Polizei erklärt unter Druck radikaler Gruppen, dass sie nicht für Sicherheit garantieren kann. Daher kann die Polizei Menschenrechte nicht gewährleisten. Wir sehen die Situation so, dass sich eine rechtsradikale Diktatur in der Ukraine etabliert“, erklären die Organisatoren auf Facebook weiter.

Denn auch, wenn die ukrainische Regierung jedes Jahr die Kiew Pride genehmigt, auch um sich öffentlichkeitswirksam von Russland zu unterscheiden: Homophobie ist in der ehemaligen Sowjetrepublik noch immer allgegenwärtig. Im Sommer hat die Polizei im Umfeld der Kiew Pride 50 Rechtsradikale verhaftet. Etwa 5.000 Teilnehmer marschierten unter größten Sicherheitsvorkehrungen in der Innenstadt der ukrainischen Hauptstadt.

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