Mittwoch, 24. April 2024
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Grüne Wien: Kraus gewinnt drei Vorrunden und wird nicht Parteichef

Vorsitzender der Grünen Andersrum Wien hatte bei Erst-, Zweit- und Drittstimmen die Nase vorn

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Die neue Parteichefin der Wiener Grünen heißt Birgit Hebein. Das ist das Resultat einer Abstimmung unter Mitgliedern und Sympathisanten der Partei. Die Sozialsprecherin konnte sich dabei erst im vierten Wahlgang durchsetzen – in allen vorangegangenen Auszählungen hatte Peter Kraus, Gemeinderat und Vorsitzender der Grünen Andersrum Wien, die Nase vorn.

Das Wahlsystem sollte eine Stichwahl verhindern

Dass sich letztendlich trotzdem Hebein durchsetzte, lag am Wahlsystem – dem „Instant-Runoff“: Die Wähler konnten auf dem Stimmzettel neben ihrem Favoriten auch die anderen Bewerber je nach Präferenz reihen.

Bei der Auswertung wurden zunächst die Erststimmen gezählt. Danach schied der Kandidat mit den wenigsten Erststimmen aus. Dann kamen die jeweiligen Zweitstimmen dieses Kandidaten zum Zug, die den verbliebenen Bewerbern als Erststimme zugerechnet wurden. Dieses Prozedere musste mehrmals wiederholt werden.

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Bei den Erststimmen und in den zwei folgenden Wahlgängen hatte Peter Kraus klar die Nase vorn

Und bei den Erststimmen hatte zunächst Kraus mit 933 Stimmen die Nase vorne. Hebein  war nur für 846 Sympathisanten die erste Wahl, der amtierende Klubchef David Ellensohn erreichte nur 598 Stimmen. Auch im zweiten und dritten Auszählungsdurchgang blieb Kraus vor Hebein in Führung.

Erst beim direkten Duell von Kraus und Hebein im vierten Auszählungsdurchgang konnte die Sozialsprecherin der Wiener Grünen das Duell für sich gewinnen. Das Endergebnis lautete 1.244 Stimmen für Hebein und 1.138 Stimmen für Kraus. Hebein profitierte dabei deutlich von den Zweitstimmen jener Wähler, die Ellensohn auf dem Wahlzettel auf Platz eins gereiht hatten.

Trotzdem ist Peter Kraus ein guter Verlierer: Nachdem bekannt wurde, dass Birgit Hebein die Basiswahl gewonnen hatte, gratulierte ihr der Chef der Wiener Grünen Andersrum öffentlich auf Facebook zum Landesvorsitz. Auch Hebein zollte ihren Gegenkandidaten Respekt.

Hebein gilt als „Kampfansage“ für die Koalition – mit Kraus hätte die SPÖ wenigr Probleme gehabt

Für die rot-grüne Koalition wird es nun spannend. „Mit Peter Kraus wäre es sicherlich einfacher gewesen für die SPÖ, es bis zum regulären Wahltermin im Herbst 2020 durchzuziehen“, analysierte der Politik-Experte Thomas Hofer im Gespräch mit dem ORF Wien. Hebein sei eine „Kampfansage“ an die SPÖ, so der Experte: „Es wird möglicherweise relativ bald krachen in der Koalition“, analysiert Hofer.

Hebein selbst betonte, an der Koalition mit der SPÖ festhalten zu wollen. Sie sei der Überzeugung, „dass es bis zum letzten Tag eine gute Zusammenarbeit geben wird“. Folglich hält die neue Parteichefin der Wiener Grünen auch nichts von vorgezogenen Neuwahlen.

Vorzeitige Neuwahlen als Gefahr: Auch in Wien liegen FPÖ und ÖVP derzeit vor SPÖ und Grünen

Für die Grünen und die linke Mehrheit im Gemeinderat wären solch vorgezogene Neuwahlen derzeit auch keine gute Idee: In einer Umfrage, die im September in der Tageszeitung Österreich veröffentlicht wurde, kämen die Grünen in Wien derzeit auf sechs Prozent.

Bei der letzten Gemeindesratswahl 2015 erreichten sie noch 11,8 Prozent. Mit der SPÖ, die sich um die 35 Prozent eingependelt hat, gäbe es somit keine Mehrheit mehr – im Gegenteil: FPÖ und ÖVP sind in den Umfragen derzeit sogar stärker als die Rathauskoalition. Vorzeitige Neuwahlen könnten die SPÖ also den Wiener Bürgermeister kosten.

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