Dienstag, 16. April 2024
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Nach Tod von LGBT-Aktivist in Athen: Ermittlungen gegen drei Polizisten

Anstatt dem Schwerverletzten zu helfen, legten sie ihm Handschellen an und schlugen selbst zu

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Im September hat der gewaltsame Tod des griechischen LGBT-Aktivisten Zak Kostopoulos nicht nur die Community von Athen erschüttert. Nun wurden deshalb vier Polizisten wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt.

Auf einem Überwachungsvideo war zu sehen, wie Kostopoulos verzweifelt versucht hat, aus einem Juweliergeschäft in der Gladstonos-Straße im Zentrum Athens zu flüchten. Mit einem Feuerlöscher versuchte er, das Glas der Eingangstür zu zerbrechen. Auf allen vieren kroch er durch eine zerbrochene Scheibe des Geschäfts.

Die Meute trat Kostopoulos, bis er sich nicht mehr rührte

Als er schließlich auf der Straße war, umringten ihn einige Männer. Sie begannen, den 33-Jährigen zu treten. Der letzte Tritt ging gegen seinen Kopf, er blieb regungslos am Gehsteig liegen. Zak Kostopoulos starb, noch bevor er das Krankenhaus erreichte.

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Durch die Aufnahmen der Überwachungskameras konnten vier Polizisten identifiziert werden, die den LGBT-Aktivisten ebenfalls schlugen und ihm Handschellen anlegten, während er am Boden lag. Sie müssen sich jetzt zunächst vor einem Untersuchungsrichter verantworten. Wie die griechische Tageszeitung Kathimerini berichtet, haben sie bis 12. Dezember Zeit, ihre Verteidigung vorzubereiten.

Zunächst hieß es, der LGBT-Aktivist sei ein Drogensüchtiger Räuber gewesen

Die Polizei gab zunächst bekannt, Kostopoulos sei ein Drogensüchtiger gewesen, der den Juwelier ausrauben wollte – was aber nicht stimmte: Bei der Autopsie konnten im Körper des Mannes keine Drogen nachgewiesen werden, auch hatte er keine Waffe bei sich. Als Todesursache wurde ein Herzinfarkt in Folge der harten Schläge festgestellt.

Kostopoulos‘ Familie sucht nun nach Gerechtigkeit: Sie fordert Mordanklagen für alle, die an dem Verbrechen beteiligt waren – auch den Juwelier, der ihn verprügelte, oder die Polizisten, die viel zu spät eingriffen und dann auch noch selbst zuschlugen.

Der Tod von Kostopoulos führte zu zahlreichen Protesten – auch im Ausland

Der 33-Jährige, der in den USA geboren wurde, aber in Griechenland aufgewachsen ist, war ein LGBT-Aktivist, der im Rahmen einer Aufklärungskampagne auch offen über seine HIV-Infektion sprach. „Man bringt so jemanden nicht um“, sagte Stavros Tsioros, ein Freund des Toten. Er nannte Kostopoulos einen „großen Kämpfer für die LGBT-Community“.

Aufgrund der Umstände des Todes gab es zahlreiche Proteste – nicht nur in Athen, sondern auch vor den griechischen Vertretungen in Australien oder Italien. Sein Begräbnis in der Stadt Kirra, in der er auch aufgewachsen war, wurde zu einem Zeichen schwulen Gedenkens: In Erinnerung an seine Drag-Queen-Auftritte unter dem Namen „Zackie Oh“ bedeckten sie seinen Sarg mit Glitter, Perücken und kleinen Regenbogenflaggen.

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