
In nicht einmal drei Wochen entscheidet in Österreich die evangelisch-lutherische Kirche in einer Synode, ob schwule und lesbische Paare auch kirchlich heiraten dürfen. Bis dahin nehmen die einzelnen Gemeinden zu dieser Frage Stellung. Gegenüber dem Kurier hat sich nun auch Michael Bünker, lutherischer Bischof für Österreich, zu diesem Thema geäußert.
Die unterschiedlichen Meinungen zu dem Thema sind klar – aber wie geht die Kirche künftig damit um?
„Es ist jetzt schon klar, dass wir keinen Konsens finden werden“, gibt Bünker offen zu. Gerade für Gegner der gleichgeschlechtlichen Ehe gehe es um zentrale Fragen der Bibel. „Die Frage ist, wie wir mit dem Dissens umgehen“, so der Bischof. Letztlich müsse die freie Entscheidung der Pfarrer gewahrt bleiben, in enger Abstimmung mit dem Presbyterium, dem Leitungsorgan der Gemeinde.
Zuvor müsse allerdings am 9. März bei der Synode, dem Parlament der evangelischen Kirche, eine Grundsatzentscheidung getroffen werden. Hier ist Bünker vorsichtig optimistisch. „Der Trend der Stellungnahmen der Gemeinden ist vorsichtig positiv. Und wir als Synode werden auch eine grundsätzliche Möglichkeit der gleichgeschlechtlichen Trauung vorschlagen“, sagt er dem Kurier.
Mit der Segung gleichgeschlechtlicher Ehen würdigt die Kirche Beziehungen, die auf Treue, Fürsorge und Beistand ausgerichtet sind
Dieses Vorgehen wurde bei einer Synode im Dezember 2018 vereinbart. Nach intensiven Debatten stimmten 54 der 63 Mitglieder dafür, die 194 lutherischen Pfarrgemeinden zu diesem Thema zu befragen. Die Kirche solle auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften würdigen „sofern sie auf lebenslange Treue, gegenseitige Fürsorge und Beistand ausgerichtet sind“, heißt es in der Empfehlung des theologischen Ausschusses der Synode.
Nach der Öffnung der Ehe durch den Verfassungsgerichtshof im Dezember 2017 hat die evangelisch-lutherische Kirche diese Entscheidung begrüßt. „Für die Evangelische Kirche sind Vertrauen, Verlässlichkeit und die Übernahme von Verantwortung in der Gestaltung menschlicher Beziehungen von zentraler Bedeutung“, so Bünker damals.
Für Martin Luther war die Ehe „ein weltlich Ding“
Er betonte: „Dass auch für gleichgeschlechtlich liebende Menschen, die den Wunsch nach einer lebenslang verbindlichen Partnerschaft haben, der rechtliche Raum nun vollständig geöffnet wird, in dem Vertrauen, Verlässlichkeit und Verantwortung durch gesetzliche Regelungen geschützt und unterstützt werden, ist aus meiner Sicht zu begrüßen.“
Für Martin Luther sei die Ehe „ein weltlich Ding“, betonte der Bischof. Sie ist in der evangelischen Kirche auch, anders als bei Katholiken, kein Sakrament. Es gehe bei dieser Frage um die rechtliche Gleichbehandlung und die Überwindung von allem, was Menschen diskriminieren könne. Derzeit bietet die Kirche in Österreich schwulen und lesbischen Paaren die Möglichkeit, ihre Beziehung segnen zu lassen.