Freitag, 19. April 2024
HomePolitikInternationalChina: TV-Sender zensiert Oscar-Dankesrede von Rami Malek

China: TV-Sender zensiert Oscar-Dankesrede von Rami Malek

"Besondere Gruppe" statt "schwuler Mann", um der Führung zu gefallen

Meistgelesen

Neu auf GGG.at

Es war auch eine Verneigung vor einer schwulen Legende, als Rami Malek dieses Jahr den Oscar für seine Darstellung von Freddy Mercury im Biopic „Bohemian Rhapsody“ erhalten hat. Doch das war einem chinesischen Sender offenbar egal.

Kein Dank für einen schwulen Mann im chinesischen Fernsehen

Wie die BBC berichtet, hat der Sender Mango TV die Dankesrede falsch übersetzt. Malek sagte: „Wir haben einen Film über einen schwulen Mann gemacht, einen Einwanderer, der sein ganzes Leben lang er selbst war, ohne sich dafür zu entschuldigen“

Doch bei Mango TV, einem der beliebtesten Streaming-Dienste Chinas, wurde aus „schwul“ eine „besondere Gruppe“. In sozialen Netzwerken blieb dieser Zensurversuch nicht unbemerkt.

- Werbung -

Im Internet kritisieren User den Sender für seine Zensur

So haben sich zehntausende User auf Sina Weibo, einem chinesischen Twitter-Klon, über die Übersetzung des Senders beschwert. Einer von ihnen war die beliebte Musik-Bloggerin Linglei Guodu, deren empörte Message mehr als 14.000 Mal geteilt wurde.

„Wovor zum Teufel haben die Angst“, schrieb ein User, und ein anderer Kommentar lautete: „Es gibt noch immer so viele Menschen in der heutigen Gesellschaft, die Vorurteile zeigen oder diskriminieren, indem sie von ‚besonderen Gruppen‘ sprechen.“ „Nicht einmal das Wort ‚schwul‘ ist bei uns im Fernsehen erlaubt, das ist so traurig“, schrieb ein User. Eine Stellungnahme von Mango TV zu dem Vorfall gibt es nicht.

Auch beim Song Contest zensierte der Sender schwule Inhalte

Es ist nicht das erste Mal, dass Mango TV durch die Zensur von Homosexualität unangenehm auffällt: Letztes Jahr hat der Sender den Eurovision Song Contest zensiert. So wurde das schwule Paar, das beim irische Sänger Ryan O’Shaughnessy auf der Bühne getanzt hat, herausgeschnitten, Regenbogenflaggen wurden bis zur Unkenntlichkeit verpixelt.

Damals hatte die EBU als Veranstalterin klar gemacht: Die Zensur „entspricht nicht den Werten der EBU von Universalität und Inklusivität und unserer stolzen Tradition, Vielfalt durch Musik zu feiern“, so ein Sprecher. Dem Sender wurde die Lizenz, den ESC in China auszustrahlen, entzogen.

Gleichgeschlechtliche Beziehungen dürfen im chinesischen Fernsehen nicht gezeigt werden

Doch homosexuelle Inhalte haben es in chinesischen Medien überhaupt schwer: So hat das soziale Netzwerk Weibo im letzten April angekündigt, queere Inhalte auf der Plattform zu sperren. Erst nach einem massiven Aufschrei der Community ruderte das Netzwerk zurück.

Grundlage für diese Zensur sind Richtlinien des chinesischen Staates, die es verbieten, „abnormale sexuelle Beziehungen und Verhaltensweisen wie Inzest, gleichgeschlechtliche Beziehungen, sexuelle Perversionen, sexuelle Übergriffe, sexuellen Missbrauch, sexuelle Gewalt und ähnliches“ zu senden.

Homosexualität ist in China noch immer ein Tabuthema

Homosexualität galt in China lange als Geistesstörung. Unter den Folgen der Tabuisierung leidet die LGBT-Community in China noch heute: Oft sind sexuelle Minderheiten in China noch ein Tabuthema – obwohl Homosexualität seit 1997 straffrei ist.

Einer Studie des Pew-Instituts zufolge glaubten im Jahr 2013 nur 21 Prozent der Chinesen, dass die Gesellschaft Homosexualität akzeptiere. In chinesischen Krankenhäusern werden auch gefährliche „Konversionstherapien“ durchgeführt – nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) auch mit unbekannten Medikamente oder Elektroschocks.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner