Samstag, 20. April 2024
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Chorknaben zum Oralsex gezwungen: Sechs Jahre Haft für Kardinal Pell

Als Erzbischof verging er sich in der Sakristei an einem 13-Jährigen

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Kardinal George Pell, der ehemalige Finanzchef des Vatikans und Erzbischof von Melbourne, muss für sechs Jahre hinter Gitter. Ein Gericht in der australischen Millionenmetropole hat am Mittwoch das Strafmaß bekannt gegeben. Bereits zuvor wurde der 77-Jährige in fünf Punkten des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen schuldig gesprochen. Er selbst weist alle Vorwürfe zurück, es gilt die Unschuldsvermutung.

Alter und Gesundheitszustand waren strafmildernd, die „atemberaubende Arroganz“ verschärfend

Mit dem Urteil bleibt das Gericht weit hinter der Höchststrafe zurück. Diese beträgt in Australien fünfzig Jahre Haft. Der Richter wertete unter anderem das Alter des Geistlichen, seine Gesundheit und seine Lebensleistung als strafmindernd.

Strafverschärfend war für den Richter die Tatsache, dass der Erzbischof einen der beiden Burschen nach einem Sonntagsgottesdienst zu Oralsex in der Sakristei gezwungen habe. Damit habe er seine Macht missbraucht und mit „atemberaubender Arroganz“ das Vertrauen des Teenagers gebrochen.

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Pell selbst bestreitet jede Schuld und hat gegen das Urteil berufen

Dem Urteil zufolge kann George Pell frühestens nach drei Jahren und acht Monaten Haft einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen. Sein Anwalt hat schon nach Veröffentlichung des Schuldspruchs verkündet, gegen das Urteil zu berufen. Der Berufungsprozess wird vermutlich im Juni beginnen.

Pell war bereits im Dezember von einem Geschworenengericht schuldig gesprochen worden. Er soll während seiner Amtszeit als Erzbischof von Melbourne zwei damals 13 Jahre alte Chorknaben missbraucht haben. Weil noch in einem zweiten Fall gegen Pell ermittelt wurde, blieb der Schuldspruch bis vor kurzem geheim.

Bis Februar war Pell offiziell noch Finanzchef des Vatikans

Kardinal George Pell ist der ranghöchste Geistliche der römisch-katholischen Kirche, der bis jetzt verurteilt wurde. Der Kurienkardinal war einer der engsten Vertrauten von Papst Franziskus. Als Finanzchef des Vatikans war er praktisch der drittmächtigste Mann der römisch-katholischen Kirche.

Wegen der Vorwürfe gegen ihn ließ er sich vor dem Prozess im Jahr 2017 beurlauben. Offiziell war er noch bis Februar als Finanzchef im Amt, mittlerweile hat er sämtliche Ämter aus Altersgründen zurückgelegt.  Der Vatikan hatte kurz nach der Veröffentlichung des Urteils erklärt, auf sofortige Konsequenzen gegen Pell zu verzichten.

Der Kirchenstaat will das Berufungsverfahren abwarten. Pell habe „das Recht, sich bis in die letzte Instanz zu verteidigen“, hatte Papstsprecher Alessandro Gisotti erklärt. Er ist also immer noch Priester und Kardinal. Der Vatikan hat jedoch ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet.

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