Freitag, 19. April 2024
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Causa TeenSTAR: Opposition lobt Faßmanns Kurswechsel

Doch die Grüne Bundesrätin Ewa Dziedzic ist skeptisch: Alles nur ein Ablenkungsmanöver?

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Dass Bildungsminister Heinz Faßmann ein Ende von TeenSTAR an österreichischen Schulen angekündigt hat, freut die Oppositionsparteien. Die Grünen warnen allerdings vor reiner Ankündigungspolitik und wollen konkrete Taten sehen.

Nachdem auch die neuen Unterlagen den Vorgaben nicht entsprechen, zog Faßmann die Reißleine

Auch die aktuellen Workshop-Unterlagen von TeenSTAR „strotzen vor Rollenklischees, frönen einem merkwürdigen, weiblichen Fruchtbarkeitskult und entsprechen nicht den sexualpädagogischen Grundsätzen des Ministeriums“, berichtet die Wiener Stadtzeitung Falter. Diese aktualisierten Unterlagen waren die Grundlage für ein weiteres Arbeiten des fundamentalchristlichen Aufklärungsvereins an Österreichs Schulen.

Bildungsminister Faßmann zog daraufhin die Reißleine. „Solche Aufklärungskurse sind nicht altersadäquat und sie verfestigen altmodische Rollenvorstellungen. Deshalb darf TeenSTAR ab sofort an Schulen nicht mehr arbeiten. Ich empfehle betroffenen Schulen, allfällige Zusammenarbeiten mit TeenSTAR zu beenden“, so der Minister gegenüber dem Falter. Ein vollständiges Verbot soll nicht möglich sein, heißt es aus dem Ministerium.

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Qualität der Sexualkunde-Vereine soll künftig zentral überprüft werden

Weiters soll es ab dem Schuljahr 2020/21 ein zentrales Akkreditierungsverfahren für alle sexualpädagogischen Vereine eingeführt werden. Einer überarbeiteten Weisung des Bildungsministeriums zufolge müssen diese Kurse kostenlos sein, die Eltern genau darüber informiert werden und die Lehrperson während des Kurses in der Klasse bleiben.

Die Opposition begrüßt die Ankündigung des Bildungsministers. Der offen schwule SPÖ-Gleichbehandlungssprecher Mario Lindner sieht diese als „Sieg der Vernunft und ein Erfolg des Widerstands von Zivilgesellschaft, NGOs und Politik, die seit Sommer 2018 nicht locker gelassen haben“. Lindner, der auch Vorsitzender der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo ist, hatte mehrere parlamentarische Anfragen zu TeenSTAR an die Regierung gerichtet.

NEOS und Liste Jetzt loben „überfälligen“ Schritt des Bildungsministers

Auch NEOS-Bildungssprecher Douglas Hoyos ist erleichtert. „Ein Verbot dieses mehr als fragwürdigen, fundamental-christlichen Vereins ist längst überfällig und die einzig logische Reaktion auf dessen vollkommen inakzeptablen Standpunkte. Wer Kindern beibringt, dass Tampons schädlich seien, Homosexualität heilbar und die Temperaturmethode die beste Verhütungsmethode sei, hat nichts an unseren Schulen verloren. Schade, dass Minister Faßmann so lange für diese Erkenntnis gebraucht hat“, erklärt er.

Für die Liste Jetzt freut sich Bildungs- und Gleichbehandlungssprecherin Stephanie Cox, dass das Bildungsministerium reagiert hat und den Verein „welcher mit religiös motivierter Sexualpädagogik gänzlich gegen wissenschaftliche Erkenntnisse der Sexualwissenschaft arbeitet und Homophobie in Schulen verbreitet“ von den Schulen verbannen will: „Die Auswirkungen sind real und enorm, etwa was die psychosoziale Gesundheit der Jugendlichen angeht. Die Qualität der Sexualaufklärung unserer Kinder darf nicht von rückständigen Vereinen beeinflusst werden“, so Cox weiter.

Grüne Bundesrätin Dziedzic bleibt skeptisch

Zur Vorsicht mahnt hingegen die Grüne Bundesrätin Ewa Dziedzic. Sie dankt allen, die Druck auf das Bildungsministerium gemacht haben, warnt aber: Es gebe aus dem Ministerium noch „keine Verordnung, kein Verbot, nur eine Empfehlung und Ankündigung gleich alle zu prüfen – etwa um von TeenSTAR abzulenken?“

Bei TeenSTAR selbst reagiert man mit Verwunderung und Bedauern auf Faßmanns Empfehlung. Bisher habe kein direktes Gespräch mit dem Minister stattgefunden, hieß es in einer Presseaussendung. Im Umgang mit Schulen und Eltern hätten die Kursleiter des Vereins laufend Zuspruch und positives Feedback erhalten, betonte TeenSTAR. Die eigenen Erfahrungswerte  „stehen somit der kolportierten Kritik diametral gegenüber“. 

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