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Nordirland trauert um erschossene lesbische Journalistin

"Ihr Tod darf nicht umsonst gewesen sein", fordert ihre Partnerin bei einer Trauerfeier

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In Nordirland ist in der Nacht zum Karfreitag zum ersten Mal seit Jahren wieder eine Journalistin erschossen worden. Die 29 Jahre alte Lyra McKee war auch als LGBT-Aktivistin aktiv. Bei einer Gedenkzeremonie erinnerte ihre Partnerin in bewegenden Worten an die Liebe ihres Lebens.

Am Rande von Tumulten wurde Lyra McKee von einem Mann erschossen, der eigentlich Polizisten treffen wollte

Am Donnerstagabend gab es im nordirischen Derry, das britisch Londonderry heißt, schwere Tumulte. Rund 50 Brandsätze wurden gegen die Polizei geschleudert. Am Rande dieser Ausschreitungen wurde McKee getroffen, als ein Mann im Wohnviertel Creggan auf Polizisten schoss. Wenige Stunden später starb sie im Krankenhaus an den Folgen dieser Schussverletzung.

Wie The Irish News berichtet, hat sich die paramilitärische Gruppe „New IRA“, die für eine Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland kämpft, mittlerweile zu dem Anschlag bekannt. Die Reporterin sei „tragischerweise getötet“ worden, als sie an der Seite „feindlicher Kräfte“ – gemeint ist damit die Polizei – gestanden habe, heißt es in einer Erklärung die Gruppe. Man bitte die Angehörigen McKees „aufrichtig um Entschuldigung“.

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„Unsere Hoffnungen und Träume wurden durch eine einzige barbarische Handlung ausgelöscht“

Der Mord habe sie nicht nur der „Liebe meines Lebens“ beraubt, mit der sie alt werden wollte, sagte McKees Partnerin Sara Canning bei einer Gedenkfeier, die am Freitag am Ort des Unglücks stattfand. Die queere Community Nordirlands habe eine „unermüdliche Streiterin und Aktivistin“ verloren, so Canning weiter.

Sara Canning tells crowds gathered in #Derry that she was planning to grow old with her partner #LyraMcKee | Read more: https://t.co/LIZQeIqnbN pic.twitter.com/oRrdEhLxb5

— RTÉ News (@rtenews) April 19, 2019

„Unsere Hoffnungen und Träume, ihr erstaunliches Potenzial wurden durch eine einzige barbarische Handlung ausgelöscht“, erklärte McKees Partnerin bei der Andacht, die von tausenden Menschen besucht wurde. Der Tod der Journalistin und Aktivistin dürfe nicht umsonst gewesen sein, so Canning weiter.

Alle großen Parteien Nordirlands und die Regierungschefs von Großbritannien und Irland verurteilten die Tat

Lyra McKee wurde in Belfast geboren und zog erst vor Kurzem zu ihrer Partnerin nach Derry. Sie war unter anderem für das Magazin „The Atlantic“ und BuzzFeed News tätig. Kurz vor ihrem Tod hat sie auf Twitter noch ein Foto veröffentlicht, das sie während der Unruhen gemacht hatte. „Derry heute Abend. Völlig verrückt“, schrieb sie dazu.

In einer gemeinsamen Stellungnahme verurteilten alle großen Parteien Nordirlands die Tat. „Der Mord an Lyra war ein Angriff auf alle Menschen dieser Gemeinschaft, ein Angriff auf den Frieden und den demokratischen Prozess“, hieß es dort. Man stehe gemeinsam in der Zurückweisung derjenigen, die für das  „abscheuliche Verbechen“ verantwortlich seien.

Auch die britische Premierministerin Theresa May nannte den Mord „schockierend und wahrlich sinnlos“ und lobte die Journalistin für ihre couragierte Arbeit. Der irische Premier Leo Varadkar sagte, McKee habe Leben verändert und werde das auch im Tod weiter tun. Als „Journalistin voller Courage, Stil und Integrität“, lobte sie Michelle Stanistree von der Journalistenvereinigung NUJ.

Mittlerweile hat die Polizei eine Verdächtige festgenommen

Mittlerweile hat die Polizei mitgeteilt, dass sie in dem Fall wegen Mordes ermittelt und eine Frau im Zusammenhang mit dem Tod von Lyra McKee festgenommen hat. Die Festnahme sei nach dem Terrorismusgesetz erfolgt. Zwei Männer, die am Samstag festgenommen wurden und der Tat verdächtig waren, wurden unterdessen hingegen freigelassen, so die Ermittler weiter.

Der Tod von McKee weckte in Nordirland Erinnerungen an die düsteren Zeiten des Nordirland-Konflikts, der insgesamt rund 3.500 Menschenleben forderte. Im Jahr 1972 war Derry Schauplatz des „Bloody Sunday“, als britische Soldaten auf unbewaffnete Demonstranten schossen und 15 Menschen töteten.

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