Freitag, 19. April 2024
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Schweizer Ärzte gegen HIV-Test aus dem Supermarkt, Aids-Hilfe dafür

Ein besonderes Problem dürfte dabei die Bonus-Aktion des Supermarktes sein

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Für Diskussionen sorgt in der Schweiz derzeit die Supermarktkette Migros: Sie bietet neuerdings einen HIV-Heimtest an – und die ersten Käufer bekommen dafür sogar zusätzliche Bonuspunkte. Das kritisieren Ärzte und Datenschützer.

Ärztevereinigung kritisiert die Heimtests als unsicher

Für 25.95 Franken, umgerechnet etwa 24 Euro, gibt es den HIV-Test aus dem Supermarkt. Doch während in anderen europäischen Ländern wie Österreich solche Heimtests als sinnvolle Ergänzung gesehen werden, sieht man den Migros-Vorstoß in der Schweiz kritisch.

So kritisiert die Walliser Ärztevereinigung, dass diese Selbsttests nicht zuverlässig genug seien: Sie können erst drei Monate nach dem Risikokontakt das Virus nachweisen. Betroffene könnten sich also in falscher Sicherheit wiegen. Auch besteht die Gefahr eines falsch positiven Ergebnisses – das dann aber kein Arzt überprüft oder erklärt.

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“Wir möchten verhindern, dass die falschen Leute den Test machen, dann alleine zuhause sitzen und in Panik geraten”, erklärt Monique Lehky-Hagen, Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft, dem Schweizer Rundfunk SRF. Sie setzt sich deshalb dafür ein, dass der HIV-Test nach wie vor unter fachkundiger Beratung durchgeführt werden soll, etwa beim Arzt oder in der Apotheke.

Aids-Hilfe widerspricht der Interessensvertretung: Tests eime sichere Ergänzung

Dem widerspricht die Aids-Hilfe Schweiz. Der von der Migros angebotene Test sei sehr zuverlässig, betont man dort. Er ist auch einer von zwei Tests, die auf der Homepage der Aids-Hilfe ausdrücklich angeboten werden.

“Die Tests sind sicher in der Anwendung und sehr zuverlässig. Aus diesem Grund steht auch unser Logo auf der Packung”, betont Andreas Lehner, Geschäftsführer der Aids-Hilfe Schweiz, gegenüber dem Mannschaft Magazin. Außerdem sei in der Packungsbeilage genau beschrieben, an wen man sich bei einem positiven Ergebnis wenden könne.

Besonders die Bonus-Punkte für Käufer des HIV-Heimtests werden kritisch gesehen

Was der Ärztevereinigung besonders aufstößt: Als Einführungsaktion gibt es für Käufer des Heimtests bei der Migros zwanzigfache Bonuspunkte. Das sei datenschutzrechtlich bedenklich, betont Lehky-Hagen. “Wir raten stark davon ab, eine solche Kundenkarte beim Kauf eines HIV-Tests zu benutzen”, meint sie. So bestehe ein Risiko, dass die Daten weitergegeben werden könnten.

Diese Vorwürfe weist die Migros zurück. Man registriere lediglich das Einkaufsverhalten, gebe die Daten aber nicht weiter, sagt Migros-Sprecher Patrick Stöpper. Außerdem entscheide jeder Kunde selbst, ob er beim Einkauf seine Kundenkarte zücke, der Supermarktkette gehe es nur um die Gesundheit der Kunden.

Das glaubt die Ärztevertreterin nicht. Wenn wirklich die Gesundheit und nicht das Geschäft im Vordergrund stehe, gebe es keinen Grund, dem Kauf eines HIV-Heimtests mit zwanzigfachen Bonuspunkten zu belohnen. Dieses Argument kann auch die Schweizer Aids-Hilfe nachvollziehen.

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