Donnerstag, 28. März 2024
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Kiew: „Marsch der Gleichheit“ ohne gröbere Zwischenfälle

Mehr Besucher als letztes Jahr, Stör-Aktion mit Fäkalien konnte vereitelt werden

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In der ukrainischen Hauptstadt Kiew haben am Sonntag in der Früh bis zu 8.000 Menschen unter starkem Polizeischutz für die Gleichberechtigung sexueller Minderheiten demonstriert. Das sind um 3.000 Teilnehmer mehr als im Jahr zuvor. Der jährliche „Marsch der Gleichheit“ sei dabei ohne gröbere Zwischenfälle oder Festnahmen verlaufen, erklärte Polizeichef Sergej Knjasew.

Wenige Protestanten, diese waren aber dafür gewaltbereiter

Die Gegenproteste christlicher und nationalistischer Organisationen zogen dagegen nur einige hundert Teilnehmer an. Mehrere tausend Polizisten haben den Demonstrationszug geschützt. Denn auch dieses Jahr haben Nationalisten den Paradenteilnehmern Gewalt angedroht, im Vorfeld der Parade kam es zu gewalttätigen Übergriffen.

Am Mittwoch wurden auch Teilnehmer einer Veranstaltung der Pride Week angegriffen – die Veranstalter forderten deshalb eine Stellungnahme von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sowie des seit Mai amtierenden ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gefordert, doch Reaktionen aus der Politik blieben aus.

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Im Vorfeld der Parade wurden neun Gegendemonstranten im Alter von 18 bis 48 Jahren wegen „Provokationen“ festgenommen. Sie sollen geplant haben, mit Fäkalien gefüllte Kondome auf die Demonstranten zu werfen. Ihnen drohen jetzt bis zu sieben Jahren Gefängnis. Mindestens einmal versuchten andere Gegendemonstranten Eier auf die Paraden-Teilnehmer zu werfen.

Massive Sicherheitsvorkehrungen und Kontrollen waren für einen sicheren Marsch notwendig

Der „Marsch der Gleichheit“, die ukrainische Version einer Pride-Parade, findet nach mehreren Anläufen seit 2013 regelmäßig statt. Nur im Jahr 2014 musste er aussetzen – die Polizei hatte wegen des Kriegs in der Ostukraine Sicherheitsbedenken.

Dieses Jahr stand der Zug, der etwa eine Stunde lang durch die abgeriegelte Innenstadt von Kiew zog, unter dem Motto „Unsere Tradition ist Freiheit“. Im Vergleich zu den letzten Jahren war die Strecke deutlich länger. Um an der Parade teilnehmen zu können, mussten die Teilnehmer durch Sicherheitsschleusen.

Auf beiden Seiten der Route sicherten Polizisten den Zug, teilweise in zwei Reihen. Einzelne Gegendemonstranten, die es bis zum „Marsch der Gleichheit“ schafften, wurden schnell beiseite gedrängt und teilweise festgenommen. Bei der Abschlusskundgebung fehlte der Wagen mit Musik und Lautsprechern für Reden: Medienberichten zufolge floh der Fahrer mit dem Wagen, als er von Drohungen erfuhr, das Fahrzeug in Brand zu setzen.

Zum ersten Mal sind auch ukrainische Soldaten mitmarschiert

Zum ersten Mal sind dieses Jahr beim „Marsch der Gleichheit“ in Kiew auch etwa 30 Soldaten mitmarschiert. Sie haben damit auf Homosexualität in der ukrainischen Armee aufmerksam gemacht. An der Parade beteiligten sich auch Vertreter mehrerer Botschaften und Organisationen wie den Vereinten Nationen. Auch viele Menschenrechtsorganisationen waren vertreten.

Nach dem Ende der Parade wurden die Teilnehmer, die LGBT-Symbole verstecken sollten, mit der U-Bahn oder Bussen durch den Bereich geleitet.

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