Freitag, 19. April 2024
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Nach Skandalurteil: Schwuler schwarzer HIV-Positiver nach sechs Jahren Haft frei

Die Geschworenen wollten ihn 60 Jahre im Gefängnis sehen

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Kaum ein Fall hat in den letzten Jahren unter Aids-Aktivisten mehr Aufsehen erregt als der Prozess gegen Michael J.: Der damals 24-Jährige wurde 2015 im US-Bundesstaat Missouri zu 30 Jahren Haft verurteilt, weil er als HIV-Positiver mit fünf Männern ungeschützten Sex hatte und einer seiner Partner positiv getestet wurde. Vor einigen Tagen ist er jetzt nach insgesamt sechs Jahren Haft freigelassen worden.

Homophobie und Rassismus brachten einen jungen Mann für viele Jahre hinter Gitter

Das harte Urteil sei eine Mischung aus Homophobie und Rassismus gewesen, meinten schon damals Bürgerrechtsaktivisten: Das Gesetz, nach dem er verurteilt wurde, stammte noch aus der Zeit der Aids-Panik. Es besagt, dass jeder HIV-Positive seine Sexualpartner zuvor über seinen Status aufklären muss – egal, welche Schutzmaßnahmen getroffen werden.

Und die Geschworenen im Prozess waren allesamt weiß, älter und konservativ. Zwei Drittel waren sogar der Überzeugung, Homosexualität sei eine Sünde. Eine sichtlich überforderte Verteidigerin, die während des Prozesses unzählige Fehler machte, gab Michael J. dann noch den Rest.

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Sogar den Männern, mit denen er ungeschützten Sex hatte, war die Haftstrafe zu hoch

Sie verurteilten Michael J. sogar zu 60 Jahren Haft, der Richter „milderte“ das Urteil dann ab. Diese Härte hat sogar seine Sexualpartner überrascht. Er hätte höchstens „wie in Kalifornien, sechs Monate bis ein Jahr“ ins Gefängnis gehen sollen, erklärte etwa Charles P., einer der Nebenkläger und Zeuge im Prozess, nach dem Prozess dem Nachrichtenportal BuzzFeed.

Allerdings sehen das die Gesetze von Missouri anders: Die Mindesthaftstrafe bei einer HIV-Übertragung beträgt in dem Bundesstaat zehn Jahre und liegt damit gleich hoch wie bei vollendetem Totschlag. Nachsicht und Milde gibt es bei solchen Fällen meistens nur für heterosexuelle Weiße. 

Nach einem Deal mit der Staatsanwaltschaft wurde die Strafe reduziert und zur Bewährung ausgesetzt

Nachdem bereits kurz nach dem Spruch der Geschworenen das Urteil aus formalen Gründen aufgehoben wurde, willigte der Verurteile schließlich einem Deal mit der Staatsanwaltschaft zu, dem zufolge die Haftstrafe auf die Mindestzeit von zehn Jahren reduziert wurde. Ein Richter stimmte daraufhin letztes Jahr zu, das letzte Drittel der Strafe zur Bewährung auszusetzen.

Diese Woche wurde Michael J. nun auf freien Fuß gesetzt. Er muss sich allerdings an die Bewährungsauflagen halten und ist den Rest seines Lebens als Sexualstraftäter registriert. Mittlerweile gibt es im Parlament von Missouri eine Initiative, das entsprechende Gesetz zu entschärfen.

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