Freitag, 29. März 2024
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Israel: Erziehungsminister Rafi Peretz hat an „Homo-Heilungen“ teilgenommen

Auch in der Regierung gibt es Empörung über die Aussagen des nationalreligiösen Politikers

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In Israel hat der nationalreligiöse Erziehungsminister Rafi Peretz am Samstag für Empörung gesorgt. Der Vorsitzende der orthodoxen Partei „Jüdisches Heim“ sagte im israelischen Fernsehen, dass er Therapien zur „Heilung“ Homosexueller unterstütze und an diesen auch beteiligt war. Außerdem sprach er sich für eine Annektierung des Westjordanlands aus.

„Ich bin mit diesen Schulungsmethoden sehr vertraut“

So antwortete der orthodoxe Politiker auf die Frage, was er von der Methode halte, Homosexuelle mit Konversionstherapien zur Heterosexualität zu „bekehren“, dass das seiner Meinung nach möglich sei: „Ich kann Ihnen sagen, dass ich mit diesen Schulungsmethoden sehr vertraut bin und sie auch selber angewendet habe“, gab Peretz freimütig zu.

Auf die Frage, wie er sich einem Menschen gegenüber verhalten würde, der sich vor ihm als schwul outet, antwortete Peretz in dem Fernsehinterview: „Ich würde ihn zuerst umarmen, dann würde ich ihm sagen ‚Lass uns nachdenken, lass uns verstehen, lass uns abwägen‘. Das Ziel ist, dass derjenige sich selbst besser kennenlernt und dann von sich aus entscheidet.“ 

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Israels schwuler Justizminister ist empört, Premier Netanjahu distanziert sich von den Aussagen

Diese Aussagen sorgten auch innerhalb der israelischen Regierung für Empörung. Der offen schwule Justizminister Amir Ochana verurteilte sie über Twitter: „Ernsthafte psychologische Studien sind sich einig, dass man die sexuelle Ausrichtung nicht ändern kann und dass solche Therapien Jugendlichen Schmerz und Leid zufügen können, bis hin zu Selbstmordgedanken.“

Auch Premierminister Benjamin Netanjahu distanzierte sich von den Äußerungen seines Erziehungsministers. Er wies die Aussagen von Peretz als „inakzeptabel“ zurück, sie wären nicht die Position der Regierung. Er habe bereits mit seinem Minister darüber telefoniert. Dieser habe ihm dabei versichert, dass das israelische Erziehungssystem weiterhin alle Kinder so akzeptieren werde, wie sie seien. Ein Rücktritt von Peretz steht aber nicht im Raum

Auch in anderen Fragen fährt der Vater von zwölf Kindern eine harte Linie

Außerdem forderte Peretz in dem Interview, Israel solle das 1967 im Sechstagekrieg annektierte Westjordanland annektieren. „Ich will, dass die israelische Souveränität auf ganz Judäa und Samaria ausgeweitet wird“, so der Politiker der Siedlerpartei. Man wolle sich auch um die palästinensischen Einwohner kümmern, „aber sie werden keine politische Entscheidungsfähigkeit haben“, betonte Peretz bei dem Interview. Sie sollten kein Wahlrecht erhalten. Die Palästinenser wollen diese Gebiete für einen eigenen Staat mit Ostjerusalem als Hauptstadt.

Rafi Peretz, Vorsitzender der Partei „Jüdisches Heim“ und der Union der rechten Parteien, ist auch innerhalb der aktuellen Regierung nicht unumstritten. Das Amt des Bildungsministers hat er erst seit Juni inne. Der Sohn marokkanisch-jüdischer Einwanderer stieg in den israelischen Streitkräften bis zum Brigadegeneral auf. Der verheiratete Familienvater von zwölf Kindern war auch als orthodoxer Rabbiner tätig.

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