Samstag, 20. April 2024
HomePolitikInternationalNach homophoben Chats: Gouverneur von Puerto Rico tritt zurück

Nach homophoben Chats: Gouverneur von Puerto Rico tritt zurück

Gouverneur Ricardo Rosselló bezeichnete missliebige Personen gern als "Schwanzlutscher"

Meistgelesen

Neu auf GGG.at

Nach Massenprotesten gegen ihn und seine Regierung hat der Gouverneur von Puerto Rico, Ricardo Rosselló, am Mittwochabend seinen Rücktritt angekündigt. Er werde sein Amt am 2. August niederlegen. Zu Fall gebracht haben ihn unter anderem auch homophobe und sexistische Chats. Dem Rücktritt vorausgegangen waren die größten Demonstrationen in der Geschichte Puerto Ricos.

Nach den größten Protesten in der Geschichte Puerto Ricos musste Gouverneur Rosselló zurücktreten

Nach der Rücktrittsankündigung des 40-Jährigen brach in der Hauptstadt San Juan Jubel unter den Demonstranten aus, die sich vor dem Regierungssitz versammelt hatten. Dem Rücktritt vorausgegangen waren tagelange Massenproteste. Seine Nachfolge übernimmt kommissarisch Justizministerin Wanda Vázquez.

Berichten der Zeitung El Nuevo Dia zufolge haben alleine am Montag 500.000 der 3,2 Millionen Einwohner für einen Rücktritt des Gouverneurs demonstriert. Am Sonntag hatte Rosselló noch angekündigt, nächstes Jahr lediglich nicht zur Wiederwahl antreten zu wollen.

- Werbung -

Homophobe, sexistische und chauvinistische Kommentare in einer geheimen Chat-Gruppe

Auslöser der Proteste waren Nachrichten einer privaten Chat-Gruppe von Rosselló und elf Vertrauten im Messaging-Dienst Telegram, die am 13. Juli von investigativen Journalisten veröffentlicht wurden. Die Nachrichten enthielten unter anderem homophobe und sexistische Beleidigungen – gegen eigene Anhänger, politische Rivalen und bekannte Persönlichkeiten wie den offen schwulen Popstar Ricky Martin. Auch machten die Politiker in der Gruppe Witze über die Opfer des Hurrikans „Maria“, der im September 2017 die Insel verwüstete und mehr als 3.000 Todesopfer forderte.

So bezeichnete der 40-Jährige den puerto-ricanischen Journalisten Benjamín Torres Gotay sowie den früheren Senatschef Eduardo Bhatia als „Schwanzlutscher“. Christian Sobrino, Mitglied des Rosselló-Kabinetts und Chef der puerto-ricanischen Staatsbank, ätzte gegen Ricky Martin. Dieser sei  „so ein Chauvinist, dass er Männer fickt, weil ihm Frauen nicht gut genug sind“. Sobrino hat, ebenso wie Vizegouverneur und Luis Rivera Marín, im Zuge der Affäre bereits seinen Rücktritt erklärt.

Auch Ricky Martin stellte sich öffentlich gegen den unbeliebten Gouverneur

„Sie verspotteten unsere Toten, sie verspotteten Frauen, sie verspotteten die LGBT-Gemeinschaft, sie machten sich über Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen lustig, sie machten sich über Fettleibigkeit lustig. Es ist genug“, ärgerte sich Ricky Martin am Montag in einer Videobotschaft auf Twitter. Obwohl er sich normalerweise nicht politisch äußert, rief auch er in den vergangenen Tagen Rosselló offen zum Rücktritt auf. 

Die Chats waren der Tropfen, der das Fass der Unzufriedenheit zum Überlaufen brachte: Die Puerto Ricaner werfen der Regierung Rossellós vor, Geld, das in den Wiederaufbau des Landes investiert hätte werden sollen, selbst in die Tasche gesteckt zu haben.

Zuvor erschütterte ein Bestechungsskandal Puerto Rico

Kurz vor der Veröffentlichung der Chats verhaftete das FBI eine Reihe von Verwaltungsbeamten und Auftragnehmern, darunter Rossellos ehemaligen Bildungssekretär. Ihnen werden Korruption sowie die Veruntreuung von 15,5 Millionen US-Dollar vorgeworfen.

Zuletzt gab es auch Berichte, dass die Justiz von Puerto Rico Durchsuchungsbeschlüsse gegen die Mitglieder der Chat-Gruppe durchgesetzt habe. Demnach soll die Übergabe der Handys der zwölf Männer gefordert worden sein. Mindestens einer von ihnen soll das verweigert haben.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner