Freitag, 29. März 2024
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Schwule und lesbische Paare: Werbung von Coca-Cola empört Ungarns Konservative

Fidesz-Abgeordneter ruft zum Boykott des US-Konzerns auf

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Zero Zucker, zero Vorurteile: Im Vorfeld des Sziget-Festivals hat Coca-Cola – ähnlich wie zur EuroPride in Wien – auch in Ungarn eine LGBT-Kampagne gestartet. Doch die Reaktionen waren nicht so positiv wie in anderen Ländern: Auch Politiker der rechtskonservativen Fidesz-Partei kritisierten den US-Konzern.

In ganz Budapest hängen die Plakate und führen zu teilweise extremen Reaktionen

Ob in der Budapester U-Bahn, auf Plakaten, an Haltestellen oder auf Facebook: Die Regenbogen-Plakate für Vielfalt und die Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Minderheiten mit dem Hashtag #loveislove fallen auf. Dahinter steckt Coca-Cola – und als der Getränkekonzern am Sonntag schließlich ein Posting mit fröhlichen schwulen und lesbischen Paaren auf Facebook veröffentlichte, kochte das konservative Ungarn.

Von den mehr als 10.000 wütenden Reaktionen war jede neunte negativ, etwa ein wütender Smiley. „Ich trinke nie wieder Coca-Cola“, schrieb ein User, und auch ein anderer kündigte an, die amerikanische Brause künftig zu boykottieren. Doch mehr als 8.000 der Emoji-Reaktionen und damit der überwiegenden Mehrheit gefiel das Posting.

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„Die homosexuelle Lobby hat Budapest bereits im Griff“

Auch Istvan Boldog, Parlamentsabgeordneter und stellvertretender Sprecher der rechtskonservativen Fidesz-Partei von Premierminister Viktor Orban, forderte einen Boykott von Coca-Cola. Aus dem Umfeld der Partei gab es für diese Forderung zwar keine breite Unterstützung – doch distanzieren wollte man sich auch nicht. Es hieß lediglich, Ungarn könnten frei wählen, ob sie Coca-Cola trinken wollen.

Medien, die der Fidesz nahe stehen, nahmen diese Steilvorlage auf. Das rechte Portal Pesti Srácok empörte sich über die Kampagne besonders heftig: „Die homosexuelle Lobby hat Budapest bereits im Griff“, warnten die radikalen Publizisten.

Auch eine Online-Petition gegen die Werbekampagne war schnell aufgesetzt. Darin werden der Bürgermeister und die Budapester Verkehrsgesellschaft BKV aufgefordert, die „homosexuelle Werbung“, die von „Kindern gesehen“ werden könne, zu stoppen. An einigen Bushaltestellen haben wütende Rechte das selbst in die Hand genommen  und die Plakate, die dort hängen, beschmiert und verunstaltet.

Der Feldzug gegen LGBT ist von der ungarischen Regierung wohlkalkuliert

Die rechtskonservative Regierung von Viktor Orban führt seit Jahren einen kleinen Feldzug gegen geschlechtliche und sexuelle Minderheiten: Deutlich genug, um sich als Bewahrer traditioneller Werte zu inszenieren, aber nicht so laut, um deswegen Probleme mit der EU zu bekommen. Von der europaweiten LGBT-Dachorganisationen ILGA-Europe wurden die Abgeordneten aber ermahnt, mehr zu tun, um die Diskriminierung von LGBT in Ungarn zu verhindern.

So werfen Fidesz-Politiker Wissenschaftlern öffentlich vor. Steuergelder für für Publikationen zu Themen wie Einwanderung, Rechte von Homosexuellen und Gender Studies zu „verschwenden“. Das Fach Gender Studies wurden im Oktober per Erlass von den Studienplänen der ungarischen Universitäten gestrichen.

In der Bevölkerung gibt es allerdings immer mehr Unterstützung für LGBT

In der breiten Bevölkerung sieht das Stimmungsbild aber etwas anders aus: Einer Studie der ungarischen LGBT-Menschenrechtsorganisation Háttér zufolge glauben zwei Drittel der Ungarn, dass jeder frei entscheiden sollte, wen er oder sie lieben wolle. Im Jahr 2002 lag diese Zustimmungsrate noch bei weniger als der Hälfte.

„Wir glauben, dass Hetero- und Homosexuelle das Recht haben sollten, zu lieben wen sie möchten“, heißt es auch in einer Stellungnahme von Coca-Cola. Das Sziget-Festival spiegle dabei diese Grundprinzipien des Konzerns wider. Mit der Kampagne wolle man die dazu passende Botschaft vermitteln, dass „jeder das Recht auf Zuneigung und Liebe hat“ und „dass das Gefühl der Liebe dasselbe ist“.

„Wir glauben, dass wir alle gleich sind, unabhängig von Nationalität, Religion, Geschlecht, Alter, ethnischem Hintergrund, gesprochener Sprache, Hobbys und Meinungen“, so Coca-Cola weiter. Bei dem sechs Tage dauernden Festival treten unter anderem internationale Künstler wie Ed Sheeran, die Foo Fighters und die Band Years & Years mit dem offen schwulen Sänger Olly Alexander auf. Es werden mehr als 500.000 Besucher erwartet.

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